Es gibt keine Zeit ohne Raum
Wir erleben Ort und Zeit als zwei verschiedene Gegebenheiten. Sie bedingen sich aber gegenseitig. So hängt der zeitliche Abstand zweier Ereignisse auch von deren räumlichem Abstand ab. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Menschen in zwei auf Parallelgleisen stehenden Zügen sitzen. Setzt sich einer davon in Bewegung, haben die Reisenden in dem noch stehenden Zug das Gefühl, auch ihr Zug verlasse den Bahnhof.
Raumzeit bezeichnet die gemeinsame Darstellung des dreidimensionalen Raumes und der eindimensionalen Zeit in einer vierdimensionalen mathematischen Struktur. Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) formuliert in seinem Buch „Die Stadt in der Wüste“: „Und die Riten sind in der Zeit, was das Heim im Raume ist.“
Das unzeitliche JETZT ist als etwas Übersinnliches ohne Bezug zum irdischen Zeiterlebnis zu begreifen; denn es liegt jenseits von allem Raum-Zeitlichen. Die Ewigkeit ist das alleinige JETZT. Im JETZT sind Zeit und Ewigkeit eins. Die Qualität eines erfüllten gesunden Lebens hängt davon ab, wieviel Zeit und Aufmerksamkeit wir dem Augenblick schenken und mit welcher Qualität und Intensität wir ihn wahrnehmen und bewerten.
JETZT ist der entscheidende Augenblick und der einzige in der Ewigkeit, die immer nur gleich und unverändert Liebe ist, ohne Vergangenheit und Zukunft. Endlose Dauer auf Erden hat keinen Sinn, sie wäre nur ein Nachschlag auf das endliche Leben. Wer in der Gegenwart lebt, lebt ewig. Wir sollten im Jetzt leben, alles andere ist ohnehin Fiktion. Das Tor zur Zeitlosigkeit ist die Gegenwart.
Mascha Kaleko
Wo sich berühren Raum und Zeit
Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der Unendlichkeit,
Ein Pünktchen im Vorüberschweben –
Das ist der Stern, auf dem wir leben.
Wo kam das her, wohin wird es wohl gehen?
Was hier verlischt, wo mag das aufrstehn?
- Ein Mann, ein Fels, ein Käfer, eine Lilie
Sind Kinder einer einzigen Familie.
Das All ist eins. Was „gestern“heisst und „morgen“,
Ist nur das Heute, unserm Blick verborgen.
Ein Korn im Stundenglase der Äonen
Ist diese Gegenwart, die wir bewohnen.
Dein Weltbild, Zwerg, wie du auch sinnst,
Bleibt ein Phantom, ein Hirngespinst.
Dein Ich – das Glas, darin sich Schatten spiegeln,
Das „Ding an sich“ – Ein Buch mit sieben Siegeln.
Wo sich berühren Raum und Zeit,
Am Kreuzpunkt der Unencllichkeit –
Wie Windeswehen in gemalten Bäumen
Umrauscht uns diese Welt, die wir nur träumen.
Siehe Impuls vom 7. Februar 2020 – zu früh – pünktlich – zu spät.