23.6.2022

Es gibt keine zeitlose Sprache

Antoine de Saint-Exupéry (1990-1944) schreibt: „Sprache ist die Quelle der Mißverständnisse.“

Wenn Worte ihre Bedeutung ändern, ein Wort für verschiedene Begriffe steht, also ein Homonym ist, oder man anderes hört, als der Sprecher gemeint hat, kommt es oft zu Mißverständnissen. Welches Glück erleben die Menschen, die sich schweigend verstehen.

Worte, die ihren Sinn verändert haben

Bedeutung früher heute
Weltmeister Gott sportlicher Titel
Feminismus Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale beim Mann Frauenbewegung
Robot[er] Fronarbeiter, Zwangsdienst Maschinenmensch
schwadronieren mit kleinen Reiterhaufen umherreiten prahlen, aufschneiden
Zeitung Neuigkeit, Botschaft regelmäßig erscheinende Druckschrift mit Nachrichten über wichtige Ereignisse

Das Wort „Weib“ war im Alt- und Mittelhochdeutschen, also fast bis zum 15. Jahrhundert, ein neutral besetzter Ausdruck. Im Laufe der Zeit bekam es einen negativen Beigeschmack. Daher wurde aus dem „Du bist gebenedeit unter den Weibern“ im „Gegrüßet seist du, Maria“ „Du bist gebenedeit unter den Frauen“.

Homonyme

Maus Nagetier Eingabegerät für Computer
Minister Diener Amtsträger
Revolution Umlauf eines Himmels-körpers um sein Zentralgestirn politische Umwälzung
Toilette Ankleiden und Frisieren Abort, Ort für die Notdurft

Bedeutungswandel durch Betonung

Je nach Betonung werden Aussagen ins Gegenteil verkehrt. So besteht zum Beispiel ein markanter Unterschied zwischen der Aufforderung „Du sollst das Hindernis umfahren“ und dem Auftrag „Du sollst es umfahren". Auch der Ausruf „Bitte nicht, aufhören“ gibt einen völlig anderen Inhalt wieder als der Wunsch „Bitte, nicht aufhören“.

Verwechselung von Worten

fraglich und fragwürdig

Wenn eine Reaktion „fraglich“ ist, weiß man noch nicht, wie man darauf reagieren soll; denn sie ist noch ungewiß oder unsicher.

Wenn Menschen bereits auf ein Ergebnis reagiert haben, man diese Reaktion aber mit Skepsis betrachtet, ist sie „fragwürdig“, also moralisch verdächtig oder von zweifelhafter Natur.

absurd und abstrus

„Absurd“ beschreibt etwas dem gesunden Menschenverstand Fernstehendes, also etwas Widersinniges. Eine Idee kann logisch nachvollziehbar, aber mit dem gesunden Menschenverstand unvereinbar sein. So ist es zum Beispiel völlig absurd zu behaupten, man könne eine Fremdsprache in vier Stunden lernen.

„Abstrus“ hingegen ist unter anderem eine unklare und daher nicht oder nur schwer verständliche Äußerung, der niemand folgen kann.

effektiv und effizient

„Effektiv“ bedeutet wirksam im Sinn von „Die richtigen Dinge tun“.

„Effizient“ dagegen bedeutet wirksam im Sinn von „Die Dinge richtig tun“.

Siehe auch Was bleibt immer das Selbe ohne Veränderung?