Gedanken zu Lesefrüchten (1.3.2021)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

Ewiges Leben im Menschen

Unmittelbar nach der Geburt

Der Kern des Menschen, durch die Pforten von Geburt und Tod hindurchgehend, der sich im Erdenleben in der zeitlichen Form von Leib und Person zeigt, ist identisch mit dem Prinzip, das man in jedem Menschen als das Ewige bezeichnen darf. Es hat etwas Engelhaftes.

 

Gerade gestorben

Dieses Ewige kommt als Kern nicht „offen" zur Welt. Es ist in vieler Hinsicht verhüllt. Es bringt seine spezifischen Qualitäten mit, die in früheren Leben entwickelt wurden, seine Anlagen, seine Talente für einen bestimmten Beruf, seine Veranlagung, kontaktfreudig zu sein, seine Anfälligkeit für spezielle Krankheiten und vieles mehr. Warum sollten wir in den letzten beiden Fällen nicht auch von Talenten sprechen? Besitzen wir nicht zum Beispiel auch ein Talent für die Masern, wenn wir die Empfindlichkeit dafür bemerkt haben? Haben wir nicht auch ein Talent für diese oder jene Person, wenn wir eine auffallende Sympathie oder Antipathie für oder gegen jemanden fühlen?

Mit Talenten beladen kommt der Mensch zur Welt. Er individualisiert allmählich seinen aus dem Vererbungsstrom ihm gegebenen Leib. Ein ewiges Wesen erscheint in einem zeitlichen Kleid, in dem es auf Erden lebt, um Erfahrungen zu machen.

Talent war in früheren Zeiten eine Gewichtseinheit. Man bezahlte unter anderem in Silbertalenten. Der Ausdruck kommt der Vorstellung entgegen, daß eine Individualität aus dem Vorgeburtlichen zur Erde hingezogen wird.

Der Mensch ist nicht Engel. Er war aber auch nie Tier. Er ist das einzige Wesen auf der Erde, das eine moralische Entwicklung durchmacht.

Man wird lernen müssen zu erkennen, daß Gesetze in bezug auf das moralische Verhalten der Menschen, also auch alle Abtreibung und Euthanasie betreffenden Gesetze, nur einen zeitlich begrenzten Charakter haben können. Dem Menschen gemäße Lösungen können erst gefunden werden, wenn in den Menschen die Kraft und der Mut lebendig werden, die Verantwortung für ihre Taten und deren Folgen selbst zu tragen.

Am Beginn des Heiles steht die Geburt eines Kindes. Zur Vollendung des Heiles sollen wir reifen zum Kind und so unsere Geburt vollenden.

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.“ (Mt 18,3)

Siehe auch Themenfeld „Mensch“.