
Hans-Karl Seeger im Primizgewand
25.1.2019
Fest Pauli Bekehrung – mein Weihetag
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,...“ (Hermann Hesse 1877-1962) Aber wir müssen uns zugestehen, daß der Anfang nicht bleibt. Die erste Liebe ist nicht durchzuhalten. Wer in der Verliebtheitsphase verharren will, muß sterben, wie zum Beispiel das Liebespaar Romeo und Julia; Ähnliches trifft auch für die Martyrer zu.
Der Zauber des Anfangs führt uns nach einer gewissen Zeit zurück in die Realität. Wenn wir aber bereit sind, an unserer persönlichen Entwicklung zu arbeiten, bedeutet das einen Neuanfang; doch das ist ein Weg mit Gelingen und Versagen.
Polarität gehört zum Leben und damit auch die Erfahrung des Gegensätzlichen in uns selbst. Der Neubeginn läßt die Überwindung der Gegensätze zur Ahnung werden, nicht aber zur Wirklichkeit. Der Weg dorthin erfordert kontinuierliche Übung, er ist ein Weg des ständigen Exerzitiums.
Berufung muß wachsen und reifen, jedoch nicht im Gegensatz zur bewußten und willentlichen Entscheidung. Ich stehe auch heute weiterhin zu dem, was ich zum silbernen Priesterjubiläum, das ich noch im Collegium Borromaeum in Münster gefeiert habe, auf meine noch vorhandenen Primizbilder drucken ließ: „Ich bereue es nicht und wähle den Weg, den ich geführt werde.“
Heute vor 55 Jahren, am 25. Januar 1964, wurde ich im Dom zu Münster von Bischof Dr. Joseph Höffner zum Priester geweiht. Erst spät habe ich erkannt, welch anspruchsvolles Primizbild ich gewählt hatte. Ich hoffe, daß ich bis jetzt mehr Diener der Freude als Herr des Glaubens war. Durch meine Entwicklung ist mir klar geworden, wie wichtig es ist, immer transparenter zu werden für die Transzendens, die wir Christen Gott nennen. Ich wünsche mir, daß mir dies auch noch im fortgeschrittenen Alter immer mehr gelingt.
Stufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn Herz, nimm Abschied und gesunde!
* * * * *
Ich bin vor dem letzten Konzil theologisch erzogen worden, wurde im Konzil zum Priester geweiht und lebe nun nach dem Konzil. Es hat mich sehr gefreut, heute an die Verkündigung des Konzils vor genau 60 Jahren erinnert zu werden. Ich weiß noch genau, wie Prof. Bernhard Kötting an dem Tag in die Vorlesung kam und ausrief: „Wir bekommen ein ökumenisches Konzil", wobei er „ökumenisch" auf die Einheit der Kirchen bezog, gemeint hatte der Papst aber ein allgemeines Konzil.
Link zum Pater Bernd Hagenkord.blog in VATICAN NEWS vom 24.1.2019