
20.6.2023
Gastfreundschaft
Begrüßungstafel in St. Maur (Bretagne)
Du kommst jetzt zu uns herein - sei willkommen. Die Kommunität von St. Maur freut sich, dir eine Rast auf deiner Reise anbieten zu können.
Gib dich aber nicht damit zufrieden, von uns zu profitieren, die hier in der Abtei leben.
Laß uns auch profitieren von dem, was du lebst, was du weißt und was du hoffst.
Schenke uns die Gemeinschaft mit dir als Gegengabe für dein Zusammensein mit uns.
Daß unser Zusammentreffen an diesem Ort dazu führt, miteinander zu sprechen und miteinander zu teilen - das wünschen wir und nichts anderes.
Die Abtei von St. Maur wird das sein, was wir hier gemeinsam tun.
(Antoine de Saint-Exupéry 1900-1944)
Ich werde dir von der Gastfreundschaft erzählen.
Wenn du dem Landstreicher deine Tür öffnest und er sich niedersetzt, wirf ihm nicht vor, daß er so und nicht anders ist.
Denn mit der Schwere in seinen Gliedern, mit dem Gepäck seiner Erinnerungen, mit seinem stockenden Atem und dem Wanderstab, den er in eine Ecke stellte, hungert ihn vor allem danach, irgendwo dazusein, ein Zuhause um sich zu haben. Es hungert ihn danach, in der Wärme und im Frieden deines Gesichtes zu weilen, das gerecht auf seine Vergangenheit blickt; von ihr ist jetzt nicht die Rede, und an seine Makel sind wie abgestreift. Er spürt seine Krücken nicht mehr, da du ihn nicht zum Tanz aufforderst.
Und so faßt er Zutrauen und trinkt die Milch, die du ihm eingießt, und ißt das Brot, das du ihm reichst, und das Lächeln, das du ihm schenkst, ist ein warmer Mantel, wie die Sonne für den Blinden.
(aus: Die Stadt in der Wüste)
Wir sind nur Gast auf Erden Lied
Wir sind nur Gast auf Erden Artikel
Wir empfangen und bedienen Gäste, vergessen aber oft, daß wir selbst nur Gast auf dieser Erde sind; denn wir sind auf dieser Welt nicht vollends zu Hause. Die Erde ist nicht unser Besitz, sondern Gottes Schöpfung. Wir sind gleichsam Gäste in seinem Haus und dürfen uns eingeladen und willkommen fühlen. Und doch gleichen wir in der Fremde ausgesetzten Kindern; denn wir haben noch keine bleibende Stätte. Früher sagte man von Sterbenden: „Sie sind heimgegangen!“
Gott ist immer bei uns, ja sogar in uns, aber wir bemerken es nur selten, vielleicht weil wir bei uns selbst nicht zu Hause sind.
Vom Bethaus ins Gasthaus