
10.1.2022
Sinn der Zufälle
Beim Aufräumen stieß ich auf ein mir wichtiges Buch, das ich aber aus den Augen verloren hatte. Ein Blatt mit der Geschichte vom Schmetterling hatte mir Theodor Seifert (1931-2018) schon vor Jahren geschenkt. So ein Zufall!
Theodor Seifert
Angela Seifert
So ein Zufall!
Synchronizität und der Sinn von Zufällen
Verlag Herder 2001
Noch immer beeindruckt mich die Geschichte vom Schmetterling außerordentlich.
Der Schmetterling
Murray Stein berichtet über eine Freundin namens Magda. Sie war die letzten Jahre ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt, was sie mit heiterer Gelassenheit annahm. Nur dass sie nicht mehr tanzen konnte, fiel ihr sehr schwer, und kurz vor ihrem Tode sagte sie noch, wenn sie im Jenseits angekommen sei, dann werde sie als Erstes tanzen, darauf freue sie sich sehr.
Murray Stein und seine Frau wollten gerne zur Seligsprechung von Edith Stein, der bekannten jüdischen Nonne und Philosophin, die im KZ umgekommen ist, nach Rom reisen, und Magda besorgte ihnen freundlicherweise zwei Teilnahmekarten, da sie entsprechende Beziehungen hatte.
Kurz darauf starb Magda. Das Ehepaar Stein fuhr zur Beerdigung. Doch es war in der Todesanzeige ein anderer Friedhof angegeben worden als der, auf dem die Beerdigung tatsächlich stattfand. Sie bemerkten dies erst, als sie auf dem falschen Friedhof standen. Sie mussten also zu ihrem Auto zurückgehen, um zum richtigen Friedhof zu fahren. Zu ihrem großen Erstaunen bemerkten sie, als sie wieder in ihr Auto stiegen, dass sich ein schöner, großer Schmetterling im hinteren Teil des Autos befand. Sie wunderten sich, denn als sie das Auto verlassen hatten, war er noch nicht da gewesen, und das Auto stand mit geschlossenen Fenstern auf dem Parkplatz. Frau Stein versuchte, ihn zum Hinausfliegen zu bewegen, doch es gelang ihr nicht. Auch als sie beim richtigen Friedhof ausstiegen, war er nicht bereit, mit ins Freie zu kommen, sondern wartete im Auto auf ihre Rückkehr. Erst als die beiden zu Hause aus dem Auto stiegen, flatterte er sogleich aus dem Wagen und setzte sich vor ihnen auf den Boden. Sie betrachteten ihn verwundert, und ihr Erstaunen wurde noch größer, als er plötzlich auf dem Boden zu tanzen begann.
Hat schon einmal jemand einen Schmetterling auf dem Fußboden tanzen sehen? ,,Es ist Magda“, sagten beide spontan. Sie verstanden sofort, dass die Seele von Magda in Gestalt eines Schmetterlings ihnen zeigen wollte, dass es ihr nun gut gehe und sie wieder tanzen könne.
Daraufhin verabschiedete sich die Schmetterlings-Seele, die einst Magda gewesen war, und flatterte davon.
Nach einiger Zeit reisten die Steins dann zur Seligsprechung der Edith Stein nach Rom. Sie hatten sehr gute Plätze, ziemlich weit vorne in der riesigen Kirche, die mit hunderten von Menschen dicht gedrängt war.
Doch sie trauten ihren Augen kaum, als sich plötzlich, mitten im Gottesdienst, ein schöner, großer Schmetterling - er sah genau so aus wie der nach der Beerdigung von Magda - sich auf ihr Gesangbuch setzte und sie ansah.
Wie kam der Schmetterling in dieser großen Kirche, die dicht gedrängt mit Menschen angefüllt war, nach vorne zu den Steins? Doch Murray Stein und seine Frau wussten: Es ist Magda, die sie noch einmal aus dem „Jenseits“ grüßte. Im „Diesseits“, in der Dimension, die wir auf Grund der Beschaffenheit unseres Gehirns so wahrnehmen, dass hier Materie und Geist getrennt sichtbar sind, konnte sie es in Gestalt des Schmetterlings, der seit jeher ein wundervolles Symbol für die Seele darstellt.
Synchronizitäten stellen auch Verbindungen über den Tod hinaus her, verbinden Diesseits und Jenseits in einer ganz persönlichen, unser Erleben bezogenen Form, sie greifen auch weit zurück in die innere Geschichte der Menschheit und verbinden uns mit ihr.
Siehe auch „Die Macht des Zufalls“ und „Synchronizität unter dem Aspekt des Zufalls“.