Gedanken zu Lesefrüchten (19.10.2020)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

Wie mag die Schöpfung des Kosmos vor sich gegangen sein?

Die Wissenschaft spricht von einem Urknall, gibt aber keine Antwort auf die Frage, worin das, was geknallt habe, seinen Ursprung habe.

Die Juden stellen sich vor, Gott habe sich zurückgezogen, um Raum zu schaffen für die Schöpfung. Dieses Sichzurücknehmen Gottes nennen sie Tzimtzum.

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Anthony de Mello, Geschichten, die gut tun. Weisheit für jeden Tag, Freiburg 2002:104:

„Das hinduistische Indien schuf ein schönes Bild, um die Beziehung zwischen Gott und seiner Schöpfung zu beschreiben. Gott ,tanzt‘ seine Schöpfung. Er ist Tänzer, die Schöpfung der Tanz. Der Tanz ist etwas anderes als der Tänzer, und doch gäbe es keinen Tanz ohne ihn.
Auf der Suche nach Gott denkt der Mensch zu viel, redet zu viel. Selbst wenn er diesen Tanz betrachtet, den wir Schöpfung nennen, grübelt er die ganze Zeit, spricht, überlegt, analysiert und philosophiert: Worte, Lärm.
Sei still und sieh dem Tanz zu. Nur hinschauen: ein Stern, eine Blume, ein welkes Blatt, ein Vogel, ein Stein. Jeder Teil des Tanzes ist geeignet. Schauen, lauschen, riechen, berühren, schmecken. Und wird es nicht lange dauern, bis du IHN siehst, den Tänzer!“

 

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Hans-Karl Seeger, Der Sinn unserer Sinne – Tore zur Wirklichkeit, Kevelaer 1992: 133:

Der Herr segne dich,
er erfülle deine Füße mit Tanz,
deine Arme mit Kraft,
deine Hände mit Zärtlichkeit,
deine Augen mit Lachen,
deine Ohren mit Musik,
deinen Mund mit Jubel,
deine Nase mit Wohlgeruch,
dein Herz mit Freude.
So segne dich der Herr!

 

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Siehe auch Gedanken zu Lesefrüchten – Der göttliche Tanz (17.6.2019).