Gedanken zu Lesefrüchten (13.9.2021)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

Eduard Freundlinger
Wie ich vom Weg abkam, um nicht auf der Strecke zu bleiben: Meine Pilgerreise
Verlag Buch&Media 2016
ISBN 978-3-86906-961-6

Leseprobe

„Wer aus der Bahn geworfen wird, findet seinen Weg“ – Diese Redewendung hat mir schon immer zugesagt. Wann entsteht einmal unser Weg im Gehen, wo wir immer nur Trampelpfade gehen?

Als ich dieses Buch entdeckte, erinnerte ich mich an meine Pilgerstrecken nach Santiago. Ich kenne Menschen, für die diese Pilgerreise ein Neuanfang in ihrem Leben geworden ist. Sie blieben buchstäblich nicht auf der Strecke.

Eduard Freundlinger hat erkannt, daß es nicht um Problemlösungen auf dem Camino geht, sondern darum, ganz im Augenblick zu sein. Er schreibt:
„Denn so sehr ich auch darüber grübelte, wollte mir nicht das geringste Problem einfallen, dass ich tatsächlich in genau diesem Moment hatte.
Ich fand, diese Einsicht war es wert, notiert zu werden. Ich zog mein Heft hervor und schrieb: Probleme verblassen zu illusorischen Konstrukten, wenn man seine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart richtet, auf das Jetzt. Konzentriert man sich hingegen auf ein Problem, das man später lösen muss, belastet man sich in der einzigen realen Zeit, nämlich im gegenwärtigen Augenblick, nur unnötig mit Sorgen.“

Vermutlich gilt Fernweh als verkleidetes Heimweh, als ein Gefühl von Heimatlosigkeit.

Siehe auch Wenn du aus der Bahn geworfen wirst, findest du deinen Weg!