
Gedanken zu Lesefrüchten (14.1.2019)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Zu meinen Lesefrüchten gehört auch, was mir schriftlich oder mündlich mitgeteilt wird. Ein Priester, den ich schon als Theologiestudenten begleitet habe, sagte mir, ich hätte ihm damals geholfen zu erkennen, wie unterschiedlich man mit Rückmeldungen umgehen kann.
Da bekommt einer zehn Rückmeldungen, neun sind positiv, aber eine ist negativ, und er sagt sich: „Was bin ich doch für ein Versager.“ Ein anderer bekommt auch zehn Rückmeldungen. Neun sind negativ, und nur eine ist positiv.Er klopft sich auf die Schenkel und sagt: „Was bin ich doch für ein toller Kerl!“
Der Priester hat sich das Verhalten des letzteren zu Herzen genommen, was auch nötig war; denn er neigte dazu, negativ zu denken. Er hat gelernt, sich so anzunehmen, wie er ist, und sich nicht abhängig zu machen von dem, was ihm zurückgemeldet wird.