
Gedanken zu Lesefrüchten (16.4.2021)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Bernhard Sill (Hg)
Vom Glück der Freundschaft
Eos Verlag 2021
603 Seiten - ISBN 978-3-8306-7999-8
Eine Stelle aus dem Buch hat mich geradezu elektrisiert:
„Jeder Mensch tut gut daran ... sich zeit seines Lebens zu fragen, in der Gestalt welchen Menschens beziehungsweise welcher Menschen ihm Gott beziehungsweise der Sohn Gottes, der „Menschensohn“, begegnen will. Grundsätzlich kann das die Gestalt eines jeden Menschen sein, da ja jeder Mensch „Ebenbild Gottes“ (Gen 1,27) ist. Doch gerade in der Gestalt des Menschen, der „fremd und obdachlos“ ist, will Gott als Gott erkannt und als Gast unter uns zugegen sein.“
Gott als Person und als Nicht-Person
Gott ist erfahrbar in seiner Schöpfung, aber nicht wie ein menschlicher Schöpfer. Wir sollen uns kein Bild von ihm machen, stellen ihn uns aber als Person vor, und zwar oft als alten Mann mit Bart.
Person ist das Kostbarste, das wir in der Schöpfung kennen. Gott ist zugleich Person und Nicht-Person, aber wir erfahren ihn als Person; denn der Mensch ist ein Ebenbild Gottes. Wir sind Gotteskinder wie Jesus, in dem wie bei Gott selbst die Gegensätze zusammenfallen.
Es gilt, in jedem Menschen, sei er arm oder reich, wie Gott als Gott erkannt zu werden und jeden Menschen als solchen zu erkennen. Dann kann Gott „als Gast unter uns zugegen zu sein“.
„Gott schläft im Stein, atmet in den Pflanzen, träumt in den Tieren, erwacht im Menschen und lebt im Religiösen.“ (Indische Lebensweisheit)
Wir müssen die Sprache Gottes wieder kennenlernen, um seine Gegenwart in allem zu erfahren. Er in uns und wir in ihm!
Siehe auch Ergänzung zum Impuls vom 21. Februar 2020 – Zu früh geboren werden – zu spät sterben.