
Gedanken zu Lesefrüchten (18.10.2021)
„Nun sei mal spontan!“
Es gibt Empfindungen von solcher Bannkraft, daß sie einfach auf die Knie zwingen. Das erlebte Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in Warschau, als er sich vor dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal spontan niederkniete.
Wir wissen etwas, ohne zu wissen, woher und warum. Es wird uns eingegeben. Man könnte es „stilles“ Wissen nennen. Es läßt sich nur schwer beschreiben; denn es ist Intuition. Man nennt es auch Bauchgefühl. Es geht um das Fingerspitzengefühl in einer bestimmten Situation. Viele Ideen, die rasante Schübe auslösten, wurden als spontane Intuition geboren.
Zitate zur Spontaneität
„Der moderne Mensch [...] trägt für gewöhnlich entweder ein Pokergesicht zur Schau, oder er wirkt gelangweilt, abwesend oder irritiert. Er scheint alle Spontaneität und jegliche Möglichkeit, sich direkt und neu zu fühlen und auszudrücken, verloren zu haben.“ (Fritz Perls 1893-1970)
„Ich empfinde es als sehr befriedigend, wenn ich echt sein kann, wenn ich all dem, was in mir vorgeht, nahe bin. [...] Wenn ich das, was in mir wirklich ist, in dem Augenblick mitteilen kann, in dem es auftritt, fühle ich mich echt, spontan und lebendig.“ (Carl Rogers 1902-1987)
„Von all den Knoten, Dilemmata und Fallen, die sich in die Struktur menschlicher Kommunikation einbauen lassen, ist die sogenannte ,Sei spontan!' Paradoxie sicherlich die weitestverbreitete. [...] Auf Befehl etwas spontan zu tun, ist ebenso unmöglich, wie etwas vorsätzlich zu vergessen oder absichtlich tiefer zu schlafen. Entweder man handelt spontan, also aus freiem Ermessen, oder man befolgt eine Anweisung und handelt daher nicht spontan.“ (Paul Watzlawick 1921-2007)