
Gedanken zu Lesefrüchten (21.10.2019)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft – anders betrachtet
Georges Bataille (1897-1962), surrealistischer Schriftsteller und Philosoph, betrachtete die Malereien in der Höhle von Lascaux als Dokumente aus grauer Vorzeit. Gleichzeitig erschienen sie ihm wie eine Formulierung der Gegenwart. Es ist nicht zu übersehen, welch unglaubliche Spuren diese Kunstwerke des Cro-Magnon-Menschen in der modernen Kunst hinterlassen haben.
Der russische Maler Wassily Kandinsky (1866-1944) entdeckte Beziehungen zwischen den Höhlenbildern und der Kunst der Moderne. Das am 16. Dezember 2016 eröffnete Museum Lascaux IV mit der im Gegensatz zu Lascaux II gesamten Nachbildung der aktuell erforschten Höhle und einem angeschlossenen Museum widmet unter anderem den von den Höhlenmalereien inspirierten modernen Kunstwerken einen digital gestalteten Saal, in dem die Besucher die Bilder der einzelnen Künstler anklicken können, um direkt etwas über den Zusammenhang mit den entsprechenden Höhlenbildern zu erfahren. Der Cro-Magnon hat uns wahre „Kathedralen der Kunst“ hinterlassen. Und was lassen wir zurück? Einen „Scherbenhaufen“ aus digitalem Schrott, Plastik und sonstigem Müll???