Avi­cenna (* 980 in Afshāna bei Buchara/UZ, † 1037 in Hamadan/IR) – arabischer Arzt, Philo­soph, Physiker, Dichter, Jurist, Mathematiker, Astronom, Alchemist u. Musiktheoretiker

Averroes (* 1126 in Cordoba/E, † 10.12.1198 in Marrakesch/MA) – arabischer Philosoph u. Kommentator des Aristoteles

 

Gedanken zu Lesefrüchten (23.11.2020)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

„Beginne dich selbst“

Wo sonst sollte jemand anfangen, wenn nicht bei sich selbst? Avicenna war der Meinung, man solle bei allem bei sich selbst beginnen. Averroes hielt ihm später vor, daß er nicht der aristotelischen Philosophie gefolgt sei, sondern gewissermaßen bei sich selbst begonnen habe – „quia incepit quasi a se“ (Averroes: Commentarium magnum in Aristoteles de anima libros [Großer Kommentar zu Aristoteles’ Buch „Die Seele“], ed. S. Craw­ford, Cambridge/Massachusetts 1953: 470).

Johann Wolfgang von Goethe formulierte: „Ein jeder kehre vor seiner Tür, und rein ist jedes Stadtquartier.“ (Zahme Xenien, 9., Bürgerpflicht) Es gibt die Redewendung „sich an die eigene Nase fassen“. Möglicherweise geht sie auf einen Rechtsbrauch der Normannen zurück. Wenn jemand einen anderen unrechtmäßig beschuldigt oder beleidigt hatte, mußte er sich, während es seine Worte zurücknahm, an die eigene Nase fassen.

Ein Mensch, der nur von sich auf andere schließt, sollte einsehen, daß Menschen, vor allem in ihren Begabungen und Fähigkeiten sehr verschieden sind. Bis sie dies erkannte, reagierte eine Frau insbesondere auf Lob immer wieder mit der Aussage: „Das[, was ich kann,] kann doch jeder!“ Sie wollte dadurch sehr bescheiden wirken und sich selbst keine besonderen Begabungen zugestehen.