
Gedanken zu Lesefrüchten (25.11.2019)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Das Böse
Unter der Überschrift „Jesuitengeneral widerspricht Papst – Für Arturo Sosa ist der Teufel nur eine symbolische Realität“ berichtete DIE TAGESPOST vom 29. August 2019 von einem Widerspruch zweier „Päpste“: Der „schwarze“ Papst widerspricht dem „weißen“ Papst. Siehe auch „Jesuitengeneral beharrt: „Der Teufel existiert nur als symbolische Realität“ unter KATHOLISCHES – Magazin für Kirche und Kultur vom 23. August 2019.
Wegen der großen Machtbefugnisse spricht man in Rom von den drei Päpsten. Der „weiße“ Papst ist der vom Konklave gewählte, der „schwarze“ Papst ist der General der Jesuiten und der „rote“ Papst ist der Präfekt der „Congregatio de Propaganda Fide = Kongregation für die Verbreitung des Glaubens“, heute Kongregation für die Evangelisierung der Völker.
Während Papst Franziskus vom Bösen wie von einer realen Gestalt spricht, und das sehr oft, sieht der Jesuitengeneral im Teufel nur eine „symbolische Realität“.
Im biblischen Schöpfungsmythos kommt mit dem Sich-Bewußtwerden des Menschen über die eigene Existenz das Böse in der Welt, und zwar durch die menschliche Freiheit, wie sie im Sündenfall hervortritt. Sie besteht in der Fähigkeit des Menschen, sich eine eigene Welt einzubilden, die sich von derjenigen der anderen unterscheidet und die er verteidigen und durchsetzten will, wodurch letztendlich Zwietracht entsteht.
Es sollte keine Personifizierung des Bösen geben, erst recht nicht als Widersacher des transpersonalen Gottes. Das wäre Dualismus. Und doch muß das Böse ernst genommen werden. Ob das Böse in Gott selbst integriert ist? Wenn Gott alles in allem sein wird (1. Kor 15,28) und sich zeigt, daß auch der Satan nichts anderes war als ein Geschöpf in Gottes Schatten oder Gottes Schatten selbst, dann könnte es sich bei der christlichen Zukunftsvorstellung letztendlich um eine Art Integration in Gott selbst handeln. Es gibt kein selbständiges Böses.
Die Erscheinungsformen des Bösen verlangen nach einer Antwort auf die Frage, wo der Ursprung des Bösen zu finden ist. Ist es allein die Fähigkeit des Menschen zum Bösen? Ist es seine Freiheit, böse Taten zu begehen, für die er selbst die Verantwortung übernehmen muß? Wer das Böse als etwas Dämonisches behandelt, ignoriert zu schnell die Verantwortung für das eigene Tun. Das hat zur Konsequenz, daß die menschliche Freiheit das Böse initiiert und deshalb auch zur Rechenschaft zu ziehen ist.