Gedanken zu Lesefrüchten (19.4.2021)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

THE   READINESS   IS   ALL – Bereitsein ist alles

Zitat aus Shakespeare, William: Hamlet. Prince of Denmark, Cambridge 1969 5,2,220: 130

Hauptsache, man ist möglichst allzeit zu allem bereit. Mit dieser Einstellung gehen viele Menschen durch das Leben. Keiner soll sich einfallen lassen, mir Grenzen zu setzen. Das klingt wie eine Warnung, die direkt an andere gerichtet ist.

Aber es gibt auch eine andere Art von Bereitsein. Sie wirkt sich nicht auf andere aus. Es ist das Bereitsein dessen, der sich genötigt sieht, auf die Fragen und Anforderungen des Lebens zu antworten. Es ist das Bereitsein, um das es oft in der Heiligen Schrift geht, und das Bereitsein, von dem bei Hamlet die Rede ist. Keiner kann vorhersehen, was ihn jeweils erwartet.

Martin Buber: „Was Gott von mir für diese Stunde verlangt, erfahre ich, sofern ich es erfahre, nicht eher als in ihr.“ Von Jesus hören wir in den Evangelien mehrmals „Seid bereit!“

Tagebucheinträge von Karl Leisner (1915-1945):

Das neue Jahr 1938
Mit Mut und Gottvertrauen, mit Gebet und Hoffnung will ich es beginnen. Es wird ein Opferjahr! Oder ich verfehle seinen Sinn.
[...]
Bereitung auf das Subdiakonat soll es werden. Bereitsein ist alles! [The readiness is all!]

 

6. April 1938
Wohin Er mich im einzelnen haben will, da möge Er selbst zusehen. – Jedenfalls will ich mit aller Kraft jetzt dieses Semester in Seinem Dienst und Seiner Verpflichtung stehen. In Demut, Bescheidenheit und Dankbarkeit für Seine unerhörte Güte und Langmut.
„Bereitsein ist alles“, sagt Hamlet. Mein Herr und Gott

20. April 1938
Wir sind bereit, rufen es weit: Gott ist der Herr auch unserer Zeit! Bereit­sein ist alles!