
Gedanken zu Lesefrüchten (28.9.2020)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Wo Licht ist, ist auch Schatten - und umgekehrt
Der griechische Philosoph Platon (* 428/427; † 348/347 v. Chr. G.) legt im „Höhlengleichnis“ dar, wie Höhlenbewohner gebannt auf bewegte Schattenbilder an der Wand schauen, die sie für das wahre Leben halten.
Schatten sind unsere ständigen Begleiter. Da gibt es Menschen die „über ihren Schatten springen“, und manche sind nur „ein Schatten ihrer selbst“. Es ist auch im eigenen Leben mit „Schattenseiten“ zu rechnen. Wir sollten mit dem eigenen Schatten leben und ihn verwandeln.
Unsere Schatten sind die Quellen unserer Begabung. Psychologen sind der Meinung, 80% unseres Schattens seien verborgenes Gold, das ans Licht vordringen wolle. Dem Menschen aber fällt es sehr schwer, sich seines eigenen Schattens bewußt zu werden und ihn zu verwandeln, statt dessen projiziert er ihn auf andere, um ihn dort zu bekämpfen.
Wir wollen uns unseres Schattens entledigen, was aber nicht gelingt. Die Schattenwelt an sich ist gar nicht so schrecklich, sie gehört zu uns; denn alles hat auch seine dunkle Seite. Wie könnten wir vom Licht wissen, wenn es nicht das Dunkel gäbe?
Siehe auch Lesefrüchte vom 24. Juni 2019 – Die Unschuld und Weisheit eines Kindes.