
Gedanken zu Lesefrüchten (3.8.2020)
Das Drama-Dreieck Opfer – Verfolger/Täter – Retter/Helfer
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Der Begriff „Drama-Dreieck“ stammt aus der Transaktionsanalyse. Mit dessen Hilfe lassen sich Konfliktpotentiale bereits ausmachen, bevor es zum Streit kommt, und Möglichkeiten finden, die Kontroverse zu vermeiden.
Bildlich stellt sich das Drama-Dreieck wie folgt dar:
Jeder Mensch hat auch eine Opferidentität. Bei manchen ist die Vorstellung, Opfer zu sein, zur zweiten Natur geworden. Sie beziehen ihr Selbstwertgefühl aus Jammern und Klagen.
Im Drama-Dreieck gibt es weder einen festen Anfang noch ein feststehendes Ende; denn die eingenommenen Positionen können sich durch plötzlichen Rollenwechsel sehr schnell wieder ändern. Wenn sich zum Beispiel zwei Menschen schlagen, wird der Verlierer zum „Opfer“ und der Gewinner zum „Täter“. Mischt sich nun ein Dritter als „Retter“ ein, so wendet dieser sich gegen den „Täter“ und wird dadurch selbst zum „Täter“ und der ursprüngliche „Täter“ zum „Opfer“. Solidarisiert sich daraufhin der Verlierer wieder mit dem ursprünglichen „Täter“ durch Behauptungen wie, alles sei nur Spaß gewesen, er, der „Retter“, habe sich unerwünscht eingemischt und die Zuspitzung durch seine Einmischung sogar entfacht, wird der „Retter“ völlig ungewollt zum „Opfer“ und der Verlierer zum „Täter“.
Ein Mensch als „Opfertyp“ muß lernen, sich mit der Energie eines „Täters“ gegen diesen zu stellen und ihm durch einen klaren und deutlichen Hinweis, wie zum Beispiel: „Stopp, bis hierhin und nicht weiter!“, Grenzen setzen.