Gedanken zu Lesefrüchten (31.5.2021)

Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.

Am Wortschatz hängt das Denken

In der Bibel ist im Buch Genesis der „Apfelklau“ durch Adam und Eva (vgl. Gen 3,1-24) als Ursache für den Sündenfall der Menschheit dargestellt. Meines Erachtens läßt sich heute eher der Turmbau zu Babel (vgl. Gen11,1-9) als Ursache ansehen; denn im Bild gesprochen, bauen auch wir heute einen Turm, der bis in den Himmel reicht.

Wolfgang Krischkes Besprechung des Buches „Sprachdämmerung – Eine Verteidigung“ von Jürgen Trabant in der F.A.Z. Nr. 227 vom 29. September 2020 unter der Überschrift „Am Wortschatz hängt das Denken – Jürgen Trabant hält ein Plädoyer für die Vielfalt der Sprachen und sieht das Deutsche bedroht“ beginnt mit der Feststellung „Die Zerstörung des Turms von Babel ist keine Strafe, sondern ein Geschenk. Das ist der Leitgedanke, der das Buch des Sprachwissenschaftlers Jürgen Trabant durchzieht. Es ist ein Plädoyer für die Vielfalt der Sprachen und ihren Reichtum“.

Das Buch ist ein Beispiel für die unterschiedlichen Möglichkeiten, Bibelstellen zu interpretieren.
Link zum Artikel unter Rezensionen auf bücher.de.

Siehe auch den Beitrag von Hans-Martin Schönherr-Mann „Babel ist keine Strafe, sondern ein Geschenk“ vom 22. November 2020 im Deutschlandfunk.

Jürgen Trabant:
,,Sprachdämmerung"
Eine Verteidigung
C. H. Beck Verlag,
München 2020
240 S., geb., 29,95 €.