
Gedanken zu Lesefrüchten (4.10.2021)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Bernhard von von Clairvaux (um 1090-1153) schrieb an seinen früheren Mönch Papst Eugen III. (1088-1153) einen Brief, weil er sich Sorgen machte wegen der Überarbeitung des Papstes.
Der Brief endet:
„Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein? Denk also daran: Gönne Dich Dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer, ich sage nicht: Tu das oft, aber ich sage: Tu das immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für Dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“
* * * * *
Meister Eckhard (um 1260-1328):
Der Mensch, der gelassen hat und gelassen ist,
und der niemals mehr auch nur einen Augenblick
auf das sieht, was er gelassen hat,
und beständig bleibt,
und unbewegt in sich selbst und unwandelbar,
– der Mensch allein ist gelassen.
Übungen zur Selbsterfahrung nach einer unbekannten Quelle:
a) Übung des Lebens:
Erfahre dich in deinem Verhalten als wahrhaftig und vermeide unechtes Verhalten, zu dem du nicht stehen kannst.
Sei ein lebensbejahender Mensch und bemühe dich um eine positive Lebenseinstellung.
Lerne, dich in Einfachheit zu bescheiden: Bejahe zum Beispiel einen einfachen Lebensstil, und sei barmherzig in deinem Verhalten.
b) Übung des Leibes:
Erfahre deinen aufrechten Gang als Mensch: Überprüfe zum Beispiel deine Haltung, dein Gehen, Stehen und Sitzen.
Bewege dich regelmäßig in der frischen Luft, und schenke dem Leib eine gesunde Umwelt, zum Beispiel auch durch entsprechende Kleidung.
Stärke dein Vertrauen innerlich durch positive Gedanken, und sei freundlich zu dir:
Stelle dich wach und bereit in den Tag! Sage bewußt: „Da bin ich“, und freue dich auf etwas Schönes an diesem Tag.
Spüre stehend deinen Leib, gehe dem nach, was du an und in dir spürst, und konzentriere dich auf deine Wahrnehmungen.
Erfahre von Tag zu Tag mehr, wie sehr du eine Einheit bist, die aber durch eine kleine Laune aus dem Gleichgewicht geraten kann.
Nimm an, was du an und in dir erfährst, und versuche, es beim Strecken und Recken deines Körpers loszulassen in eine Offenheit zum Tag.
c) Übung des Schweigens:
Sitze bei deiner Übung in aufrechter, gerader Haltung.
Nimm deinen Atem wahr, und achte darauf, wie du sitzt: Rücken und Schultern sind aufgerichtet, Hände und Beine ruhen entspannt.
Richte dich auch innerlich immer wieder auf.
Versuche, alles, was dich stört, sanft in die Übung zu geben, und sei in deinem Wort gegenwärtig.
d) Gebete:
Offen vor dir, Gott, dasein, das ist alles.
Laß mich wach sein, wenn du mich anrührst, damit ich dir folge, wohin du mich führst. Gott, da bin ich!
Herr, laß mich diesen Tag bewußt und mit Freude erleben! Nimm mich mit hinein in deine Herrlichkeit!
Siehe auch „Beginne dich selbst“.