Gedanken zu Lesefrüchten (5.1.2021)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Sie verstand: Ich bin Kriegsenkelin
Unter dieser Überschrift schrieb Heike Pfingsten-Kleefeld (* 1961) in dem evangelischen Magazin „chrismon“ 12.2020, sie habe jede Nacht vom Krieg geträumt. Es war ein langer Prozeß, das „abzustellen“.
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Ihre Eltern sind 1936 und 1937 geboren. Auch ich, 1936 geboren, gehöre zu dieser Generation. Der Satz „Gefühle dürfen nicht raus“ hat mich sehr beeindruckt.
Mich wundert, daß Kriegsenkel mit den gleichen Schwierigkeiten weiterleben, die die Kriegsgeneration auch empfunden hat. Wie die Einschärfungen der Eltern und Erzieher, die Psychologie nennt es Skript, sind auch die Kriegsmuster in uns lebendig. Was wir an Einschärfungen mitbekommen haben und an die nächste Generation weitergeben, hat mit einer Art Vererbung zu tun. Es ist ausgesprochen schwer, diese „Vererbungskette“ zu durchbrechen. Eine der mühevollsten Aufgaben ist die Arbeit an uns selbst, sie ist aber auch die lohnendste Investition. Ich persönlich bin dankbar, daß ich dies geschafft habe und meinen eigenen Weg gegangen bin.