
Gedanken zu Lesefrüchten (8.11.2021)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
DER PREIS DER DINGE
Erhart Kästner (1904-1974)
Aufstand der Dinge,
Frankfurt 1976
Seitdem ich dieses Buch gelesen habe, begleitet mich ein Satz von François de La Rochefoulcauld (1613-1680), den Erhart Kästner auf den Seiten 162f. zitiert. Dort heißt es in dem Kapitel
EIN SATZ WIE EIN DIAMANT:
„Mag sein, daß unserem Jahrhundert einmal die Rechnung gemacht wird, daß es ein paar Treppen-Stufen hinaufgelangt sei im Bemühen, die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen zu bessern, obschon mit schauerlichen Rückfällen. Daß diesem Jahrhundert geglückt sei, durch Wissenschaft die Last von den Menschen auf die Dinge zu wälzen, indem sie die Dinge ausgeforscht, überlistet, angestrengt und genötigt habe: eine glorreiche Sache, und kostenlos, wie sie annahm. Doch es gibt einen Satz von La Rochefoucauld (1613-1680), der mir hier am Platze zu sein scheint: einen Satz, der wie ein Diamant ist, funkelt, wenn man ihn im Licht hin und herdreht: Die Kunst aller Künste und die Weisheit aller Weisheit ist es, den Preis einer jeden Sache zu kennen.“
Mit diesem Satz überprüfe ich mein Verhalten.
Ein chinesisches Sprichwort lautet: „Der Weise kennt den Preis der Dinge.“
Wir müssen die Wirkungen des Fortschrittsglaubens durchschauen. Ihm blind zu folgen, richtet sich gegen das wahre Wesen des Menschen. Wir sollten uns auf unsere Bedürfnisse in den Bereichen des Lebens, der Seele und des Geistes beschränken.