
Gedanken zu Lesefrüchten (8.4.2019)
Wenn ich etwas Neues sehe, bringe ich es manchmal mit etwas mir Bekanntem in Verbindung. So ist es auch beim Lesen. Das Gelesene kann etwas zum Ausdruck bringen, was ich schon immer gedacht habe, nur so noch nicht formulieren konnte. Gleichzeitig entsteht ein Nachdenken, das mich zu weiteren Erkenntnissen führt.
Das oben Angeführte gilt sogar für Träume. Ein Priester träumte, daß seine Mutter ihm sagte: „Du hast Dich noch nicht wirklich mit dem Turiner Grabtuch beschäftigt.“
Der Priester arbeitet noch sehr an der Beziehung zu seiner bereits verstorbenen Mutter, weil er erkannt hat, was er an Einschärfungen und Prägungen von ihr mitbekommen hat. Nun soll er sich mit dem Grabtuch beschäftigen.
Wie ich in meiner Vita dargestellt habe, ist Rütte mit Dr. Maria Hippius-Gräfin Dürckheim (1909-2003) und Prof. Dr. Karlfried Graf Dürckheim (1896-1988) zu meinem zweiten Geburtsort geworden. Graf Dürckheim hatte in seinem Zimmer die Abbildung des Kopfes des Turiner Grabtuches hängen. Er erzählte mir, wie aussagekräftig dieses Antlitz für ihn sei. Viele Menschen halten es für ein echtes Abbild Jesu.
Der Priester wußte von der Bedeutung des Grabtuches für Graf Dürckheim und besuchte auch Rütte, um dort die Meditationstechniken zu erlernen.
Träume haben oft eine Botschaft. Was wollte die Mutter ihrem Sohn wohl sagen?
Mich beschäftigte das Turiner Grabtuch schon als Sechzehnjähriger. Damals schenkte mir Kaplan Albert Besten, der heute vor 19 Jahren gestorben ist, ein Buch über diese „Ikone“. Seitdem stelle ich mir Jesus vor, wie er auf dem Grabtuch dargestellt ist, zumal es als Vorlage für viele Jesusbilder gedient hat.
Durch die Erfindung der Fotografie wurde ein Bild lesbar. Die erste fotografische Aufnahme des Tuches im Jahr 1898 durch Secondo Pia, der feststellte, daß das Bildnis im Negativ viel detailreicher wirkte als im Original, löste eine intensive Beschäftigung mit dem Tuch aus. Was wir als „Negativfoto“ sehen, ist nach der Tonwertumkehr das Bild eines verstorbenen Mannes. Es bleibt bisher ein Rätsel, wie diese Abbildung auf dem Grabtuch entstehen konnte. Die Lösung des Rätsels ist hier nicht so wichtig. Mir kommt es auf Folgendes an:
Die Begriffe positiv und negativ verstehen wir in der Regel als Wertungen. Sie bilden aber eine Einheit in ihrer Polarität. Ganz deutlich wird das beim Magneten und beim Stromkabel.
Wie ist es aber bei uns Menschen? Ich habe als Rechtshänder eine einsatzfähige rechte und linke Hand. Bei der Begrüßung als Kind wurde ich gerügt, wenn ich die linke Hand reichte. Es müsse das „schöne“ Händchen sein, wie man mir sagte, was ich aber nicht verstand.
Wir müssen das Positive und Negative an und in uns kennenlernen und miteinander vereinen. Dazu wollte auch die Mutter ihren Priestersohn auffordern.
Es gibt auf dieser Erde das Positive nicht ohne das Negative, so wie es das Licht nicht ohne das Dunkel gibt. Aber wir haben das Dunkel zur Finsternis gemacht und es damit von der Polarität abgespalten. Das Turiner Grabtuch macht uns sehr deutlich, daß beides zusammengehört. Wir müssen die Polarität wieder vervollständigen, und das erfordert kontinuierliche Arbeit an uns selbst, wie sie immer wieder in „Neusehland“ angesprochen wird.
Im Sterben fallen alle Masken. Daher strahlen Totenmasken große Freiheit, Gelöstheit, wahre Ruhe und Gelassenheit aus. Das zeigt sich besonders eindrucksvoll beim Turiner Grabtuch. Im Sterben fällt alles selbstsüchtig Ichhafte vom Menschen ab, und sein tiefstes Wesen tritt in Erscheinung.
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Austellung in Münster zum Turiner Grabtuch
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Siehe VATICAN NEWS vom 5. April 2019 - Das Antlitz Gottes: Auf Tuchfühlung mit Paul Badde.