31.8.2021

„Geld regiert die Welt“ (1)

Erfindung des Geldes

Geld ist eine auffällige und allgemeine Verkörperung von Reichtum und Besitz. An der Erfindung des Geldes und am Umgang mit Geld zeigt sich, was Besitz und Reichtum für den Menschen bedeuten. Die erste und einfachste Form des Wirtschaftslebens bestand nicht in der Tauschwirtschaft. Die Menschen waren Selbsterzeuger. Sie lebten von dem, was die Natur ihnen spendete und begnügten sich damit. Aber sie hatten es mit Mächten zu tun, die sie übertrafen. Diesen Kräften brachten sie Opfer dar. Alles verlief nach dem Gesetz von „Geben und Nehmen“, „Do ut des! (lat.) = Ich gebe, damit du gibst!“

Aus dem Menschenopfer an einen Gott oder auch an mehrere Götter erwuchs unter anderem das Geld. Ursprünglich war es nichts anderes als die Ablösung einer Naturgabe durch eine Sachgabe. Menschenopfer wurden zunächst durch Teile des Menschen, wie zum Beispiel Haare, ersetzt, dann durch Tieropfer oder andere Naturalien, letztendlich durch Sachgüter.

Anfangs gab es zwar noch keine Münzen, aber doch in gewisser Weise schon „Geld“. Zunächst tauschte man Güter gegen Güter, dann folgte dem Naturalien-Tausch das Tausch-Geld. Muschelgeld war vermutlich die erste internationale Standardwährung, da Muscheln auf allen Kontinenten vorhanden waren.

Der Mensch ist zwar nicht der Schöpfer der Natur, aber der Schöpfer seiner Dingwelt und darin ist er das Maß dieses Geschaffenen. Kaum etwas Materielles hat das menschliche Leben mehr geprägt als Geld. Geld hat der Mensch geschaffen, und wie bei allen von Menschen hergestellten Dingen liegen optimale Nutzung und Mißbrauch nahe beieinander. Geld ist eigentlich Bewußtsein und Bewußtmachen von dem, was ich gebe. So heißt es zum Beispiel: „Ich werde dir vergelten, daß du mir etwas gegolten hast; ich werde dir für deine Wohltat etwas zurückerweisen.“ Eine Gilde ist eine Opfergemeinschaft, eine Gemeinschaft derer, die dasselbe Opfer bringen.

Geld und das englische Substantiv „guilt“ = Schuld haben die gleiche sprachliche Wurzel. Geld bedeutet im Althochdeutschen Opfer und hat die gleiche Wurzel wie Vergeltung. Das englische Wort „gift“ = Geschenk zeigt, daß ein Geschenk auch etwas an Gift enthalten kann, durch eventuelles Abhängigmachen ist es gleichsam vergiftet. Wer einem Freund zum Beispiel ohne Erklärung einen Geldschein in die Hand drückt, mag merken, daß der „Beschenkte“ sich gegebenenfalls unwohl fühlt, weil er nicht weiß, was er davon halten soll. Mit dem Geld hat er nicht nur einen Wert entgegengenommen, sondern vielleicht auch Schuldgefühle.