14.9.2021

„Geld regiert die Welt“ (11)

Geld und Religion

Religion und Ökonomie gab es schon bei den Sumerern und Ägyptern. Priester erfanden die Elemente der Buchhaltung. Der Abstraktionsprozeß, der zur Erfindung von Symbolen für Listen erforderlich war, begünstigte nicht nur die Entwicklung der Schriftzeichen, sondern auch die Erfindung des Geldes. Bürokratie begann im Tempel. Die vier Evangelisten schreiben im Bericht über die Tempelreinigung von Jesu Empörung über das unangemessene Erscheinen, Verhalten und Auftreten der Händler und Geldwechsler im Haus seines Vaters (vgl. Mk 11,15-19; Mt 21,12-17; Lk 19,45-48; Joh 2,13-16).

Auf dem Kapitolshügel in Rom befand sich der Tempel der Göttin Juno Moneta (lat. = Münzstätte, Münze). Dort prägte man die Münzen, die sogenannten Moneten.

Die Weltreligionen unterscheiden sich im Umgang mit Geld, ebenso verhält es sich bei den christlichen Konfessionen in bezug auf die wirtschaftliche Praxis. Ein reformierter Schweizer Bankier geht zum Beispiel anderes mit Geld um als ein brasilianischer Franziskaner. Ein christlicher Grundkonsens besteht jedoch in der Tatsache, daß alle dem Umgang mit Geld im christlichen Liebesgebot den tiefsinnigsten Wert beimessen. Geistiges und religiöses Leben bedarf auf Erden einer finanziellen Grundlage, diese gestaltet sich oft durch Schenkungen und Erbschaften.

Geld oder auch anderer Besitz ist weder sündig noch tugendhaft. Leben und Wort Jesu zeugen an keiner Stelle von einer Neigung oder gar Verpflichtung zur Verarmung und Verelendung. Jesus hält allerdings Reichtum nicht für unverfänglich und harmlos. Wie gehen wir Christen damit um, daß Geld die Welt immer mehr regiert und wir diesem durch die davon ausgehenden Zwänge ständig unterworfen werden?