
7.9.2021
„Geld regiert die Welt“ (6)
Geldwährung
Die eigentliche Geldwährung bei entwickelter Wirtschaftstechnik hat vermutlich schon vor dem 7. Jahrhundert vor Christi Geburt von Persien aus ihren Ausgang genommen. Es wurde zu umständlich, Kühe gegen Salz und Bernstein gegen Felle zu tauschen. Die Phönizier brachten Silberklumpen in Umlauf und prägten Stempel mit Widdern und Ochsen darauf. Die Römer nannten diese Silberlinge „pecunia“, von „pecu“, was eigentlich „Vermögen an Vieh“ bedeutet.
König Salomo (10. Jh. v. Chr. G.) prägte vermutlich als erster seinen Namen in Goldmünzen. Alexander der Große (356-322 v. Chr. G.) benutzte die Münze als Instrument politischer Propaganda und ließ sein Antlitz auf die Münzen prägen. Philipp V. von Makedonien (238-179 v. Chr. G.) ließ das Zeusbild auf der silbernen Tetradrachme nach seinem eigenen Porträt anfertigen. Die Geschichte um den Steuergroschen im Neuen Testament, von dem alle Synoptiker berichten, endet mit der Forderung: „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ (Mk 2,17; Mt 22,21; Lk 20,25) Sie zeigt die Verlegenheit der Pharisäer, die den Denar bei sich tragen, obwohl er mit dem Kaiserbild etwas darstellt, was sie als Juden verabscheuen müßten (vgl. Mt 22,19-21).
Im Mittelalter waren dann die Kathedralen und auch die Stadtbauten sozusagen „Fabriken“; denn dort entstanden Arbeitsplätze. Zu dieser Zeit war bereits der Übergang von der Natural- zur Kapitalwirtschaft erfolgt. Das Problem, die teilweise von weither kommenden Arbeitskräfte zu entlohnen, war nur noch durch Geld zu lösen.
Die Tempelritterorden mit ihrem weitverzweigten Netz von Beziehungen belebten das Wirtschaftsleben durch das Ausstellen von Schecks. Wenn zum Beispiel Pilger von Brindisi aus ins Heilige Land wollten, wandten sie sich an die Templer der Stadt, hinterlegten bei ihnen ihre Schätze und ließen sich einen Schein geben, auf dem der Wert der abgegebenen Güter bestätigt war. Sobald sie in Akkon ankamen, gingen sie dort wieder in die Templerkomturei, zeigten ihren Schein und bekamen, was sie brauchten.
Hartnäckig hält sich die Spruchweisheit, und sie wird sogar Teresa von Avila (1515-1582) zugeschrieben: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt!“ Geld ist notwendig, es kann Not wenden, aber auch in Not führen. Geld macht nicht glücklich, weil es immer gleich und auch dasselbe ist, Glück aber lebt von Spannung und Abwechslung. Bei steigendem Wohlstand vergrößern sich die materiellen Wünsche, und diese lassen sich nur mit Geld verwirklichen. Wachsender Komfort wird damit erkauft, daß das Leben immer langweiliger wird, weil äußere Reize fehlen. Was wünschen sich Menschen, die alles haben? Was schenkt man ihnen? Wann besitzt jemand so viel, daß er mit noch mehr gar nichts mehr anzufangen weiß? Menschliche Unzufriedenheit resultiert einerseits aus Hunger, Durst und Schmerzen, andererseits aus Langeweile. Die Römer wirkten dem schon durch „Brot und Spiele“ entgegen.