
10.9.2021
„Geld regiert die Welt“ (9)
Geld prägt das menschliche Leben
Vermutlich hat nichts an Materiellem das menschliche Leben so sehr geprägt wie das Geld. Hier und da wirkt es als Klammer, die Verbindungen aufrechterhält. Andererseits ist unter Bekannten, Freunden und Verwandten eine besondere Sorgfalt in Sachen Geld notwendig; denn es führt nicht selten zu Streit und Auseinandersetzungen. Nicht von ungefähr heißt es: „Bei Geld hört alle Freundschaft auf.“
Seit Sigmund Freud (1856-1939) ist uns der anale Ursprung des Geldes bewußt. Geld steht für Kot in unserem Unbewußten. Die Reichen „stinken vor Geld“ und scheinen einen „Dukatenscheißer“ zu haben. Im Grimmschen Märchen „Tischchen deck dich, Goldesel und Knüppel aus dem Sack“ speit der Esel „Goldstücke aus, hinten und vorn“.
Wer aber Schulden hat, „steckt bis zum Hals in der Scheiße“. Das Volk Israel versündigte sich in der Wüste gegen Jahwe, indem es ein Goldenes Kalb fertigte. Zur Strafe mußte es dessen zermahlenes Gold essen; sie nahmen Gold zu sich und gaben Kot von sich.

Midas verwandelt seine Tochter versehentlich in Gold.
Der mythische König Midas hatte den Wunsch, daß alles, was er berühre, zu Gold werde. Die Götter gewährten es ihm, aber so wurde ihm sein Wunsch zum Fluch; denn Gold läßt sich nicht essen. Heute scheint sich dieser Fluch global auszuwirken, da alle Schätze der Erde zu Gold gemacht werden, ohne Rücksicht auf die Ressourcen, die sich nicht beliebig vermehren lassen. Die Erde wird so ihrer Bodenschätze beraubt und zubetoniert, das Wasser wird verschmutzt und vergiftet und die Regenwälder, die Lunge der Erde, werden abgeholzt.
Geld wurde früher dem Element Luft zugewiesen, weil es als beweglich galt. Im 19. Jahrhundert hat man es dem Element Erde zugeteilt. Erde steht für das Konkrete, Greifbare, für Besitz und Struktur. Das scheint einleuchtend; denn im 19. Jahrhundert verstand man unter Reichtum vor allem Immobilienbesitz. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Verhalten von Börsianern. Rationales Verhalten an der Börse ist eine Fiktion, es ähnelt eher dem Gebaren von Roulettespielern. Für viele Menschen spielt, wenn auch unbewußt, die Sehnsucht nach Nervenkitzel eine Rolle. In unserer Versicherungs-Gesellschaft, in der auch schon junge Menschen ihre finanzielle Zukunft bis ins hohe Alter durchplanen können, fehlt es nicht wenigen an Unsicherheit. Wenn alles sicher ist, ist alles tot.
Tatsächlich aber ist Geld von Natur aus beweglich; denn gerade auf Grund dessen hat man es erfunden. Geld ist ein Geselle, den ständig die Wanderlust packt, es ist ein Freund des Händlers. Der flinke Götterbote Merkur (Hermes) galt früher als Schutzpatron des Geldes und der Händler, allerdings auch der Diebe. Das Sternzeichen der Waage ist das Attribut der Händler; denn sie wägen ab, wieviel sie erwerben und wieviel sie wieder veräußern müssen.
Geld hat keinen anderen Nutzen, als sich auf andere nicht geldliche Werte zu fixieren, also Vermittler zu sein. Lehrgeld geben wir zwar sehr zögerlich, nicht selten auch äußerst ärgerlich aus, aber es ist sehr gut angelegt.