19.11.2022

Erfahren wir Christen eine Froh- oder eine Drohbotschaft?

In meiner Kindheit drohte man uns mit der Hölle, falls wir nicht brav seien. Heute hat sich das sehr geändert. Gott wird nicht mehr als „strenger Richter aller Sünder“ gleich einem weltlichen Richter gesehen, sondern als milder, gütiger und liebender Gott, dem man sich vertrauensvoll zuwendet, manchmal sogar mit den recht lockeren Worten: „Der Vater wird es schon richten, es gehört zu seinen Pflichten.“ Wir fallen leicht von einem Extrem ins andere.

In meiner Jugend gab es die Monatsbeichte; heute finden hier und da Beichtgespräche statt.

Die Spannung zwischen Froh- und Drohbotschaft durchzieht die gesamte Bibel.

Jesus macht bei seinem ersten Auftreten in der Synagoge von Nazareth diese Gesinnung Gottes deutlich: „Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenden in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.“ (Lk 4,18f)

Zugleich aber warnt Jesus, sich nicht zum Bösen verleiten zu lassen, sonst werde man in die Hölle geworfen (vgl. Mk 9,47f). Solche Worte sollen als Warnung ernst genommen werden.

In vielen Lehrstücken zeigt uns Jesus, daß Barmherzigkeit wichtiger ist als Gerechtigkeit. Für Papst Franziskus steht die Barmherzigkeit im Vordergrund.