
12.10.2022
Hat die Kirche Angst vor der Liebe zwischen zwei Menschen?
Dem Rabbiner Ben Akiba (50/55-135), dessen Weisheit sprichwörtlich ist, wird folgende Aussage zugeschrieben: „Sind alle Schriften heilig, so ist das Hohelied das heiligste der heiligen.“
Bezüglich dieser Heiligkeit sind die Schriftgelehrten unterschiedlicher Meinung. Ist der Text geistig-allegorisch zu verstehen als Bild für die Liebe Gottes zu seinem Volk oder als realistische Liebe zwischen zwei jungen Menschen? Handelt es sich um eine spirituelle oder um eine rein profane Liebe?
Wenn in der Bibel von der Liebe gesprochen wird, geht es vorwiegend um die Gottesliebe und die Liebe zum Nächsten.
Das Hohelied Salomons spricht in einer unverhohlenen Offenheit die Liebe zwischen den Geschlechtern an. Es beginnt mit den Worten: „Mit Küssen seines Mundes bedeckt er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe.“
Es ist erfreulich, in der Bibel einen derart vor Erotik und Sexualität sprühenden, in die Sprache der Liebe gekleideten Text zu finden, ganz im Gegensatz zur Lehre von der Erbsünde und der Vorstellung von Sexualität, in der es nach Heribert Jone (1885-1967) nur schwere Sünden gibt.
Wir erfahren unsere Sexualität sowohl als animalisch-vitale Lebensenergie, die uns mit der Erde und mit allen Lebewesen verbindet, als auch als Ausdruck der göttlichen Ur-Liebe, die durch uns hindurch wirkt. So ist sie für uns eine wichtige Brücke zwischen Himmel und Erde. (Verfasser unbekannt)
Siehe Ruhen in Gott.