13.8.2021

Heiliges Fasten – Heilloses Fressen (14)

Wandlungsschritte vom Samenkorn bis zum Leib Christi

Ich werde als Mehl zu Brot gebacken, das nicht nur zur normalen Speise dient, sondern verwandelt wird in Jesu Leib.

  1. Das Samenkorn stirbt in der Erde und wächst,
  2. es wird geerntet, gedroschen und gemahlen,
  3. das Mehl wird zu Teig, der aufgeht,
  4. im Backofen wird das Brot gebacken,
  5. in der Eucharistie wird aus Brot der Leib Christi,
  6. die Kommunizierenden werden zu einem Leib
  7. und empfangen ein Unterpfand und Angeld auf ihre Verwandlung am Jüngsten Tag.

Brot ist älter als Wein, es ist vorsintflutlich; Wein wird in der Bibel zum ersten Mal bei Noe nach der Sintflut erwähnt, offensichtlich kannte er noch nicht die Wirkung des Weines (vgl. Gen 9,20f.). Eine Kultur des Weinstockes gibt es erst, seitdem der Mensch richtig auf der Erde angekommen ist.

Im Kult steht am Anfang Melchisedech (vgl. Gen 14,18) und am Ende die Eucharistie. Zwischendurch sinkt der Weinkult herab zum blutigen Tieropfer. Diese rufen im Menschen eine gewisse Ekstase hervor. Durch das frisch vergossene Blut der Opfertiere trennt sich die menschliche Seele vom Leib und entrückt sie in Götterhöhen.

Im Gegensatz dazu bewirken die unblutigen Opfer ein inneres Erstarken, eine von der Sonne gespendete Besonnenheit. Der Genuß der geweihten Sonnenopferfrüchte gibt der Seele göttliche Kraft innerhalb des Leibes und bewirkt ein Innewohnen des höheren Geistigen im leiblichen Menschen.

Brot und Wein sind Zeichen für Nahrung und Leben, Gemeinschaft und Festlichkeit. In der Eucharistiefeier wird beides zum Leib und Blut Jesu. In der Kommunion sind Brot und Wein Zeichen für die Zukunft des Menschen, die über den biologischen Tod hinausragt in den geheimnisvollen Ursprung des Lebens.

Fleischessen und Bluttrinken führten in den mythischen Religionen zur Identifikation mit der Gottheit; das Empfangen des Leibes und Blutes Christi bannt diese Gefahr; denn das Heil liegt nicht in der magischen Identifikation mit dem Herrn, sondern in der Kommunikation mit ihm sowie mit den Brüdern und Schwestern.

Brot und Wein symbolisieren die Selbsthingabe dessen, der sich davon nährt. Menschliches Opfer ist in der neuen Heilsordnung sinnlos, wenn es nicht in das Opfer Christi eingeht. Er nimmt sich unserer Gaben an, und sie werden zu seinem eigenen Opferleib und Opferblut. Brot und Wein dienen nicht mehr zur Erhaltung des irdischen Lebens, sondern gewähren das neue Leben des Geistes. Ihr Ziel ist nicht allein die Gemeinschaft der Tischgenossen, sondern vor allem die Vereinigung mit allen, die in ihm sind. Brot und Wein nehmen voraus, was einst dem gesamten Kosmos geschehen soll.

Die Kommunion ist eine tiefere Art der Vereinigung als die mystische Versenkung, weil sich die Fleischwerdung im Sakrament als Entäußerung in die Gestalten von Brot und Wein fortsetzt.

Es ist eine neue Inkarnation Jesu Christi.

Wie empfinde ich es, daß mit dem Brot mehr geschieht als mit mir?
Gelingt es mir, wie Brot Leib Christi zu werden?
Was bedeutet es mir, in der Gestalt von Brot Christus zu empfangen?