14.5.2020

Ich bin da!

Wenn ein Mensch sein eigenes Leben aus der Hand Gottes und aus der Hand der Eltern nicht bejaht, muß er dies häufig ein Leben lang kompensieren, zum Beispiel durch Leistung als Daseinsberechtigung.

Um diesem entgegenzuwirken, kann der Glaube helfen, sich von Gott angenommen zu wissen und in seiner Liebe leben zu dürfen. Gott selbst sagt von sich <Ich bin der „Ich bin da“> (Ex 3,14).

Je mehr der Mensch sich selbst annehmen kann, um so mehr gelingt es ihm, auch den Mitmenschen anzunehmen, gerade auch in dem, was ihm an sich selbst nicht gefällt. Wenn er sich aber nicht annimmt, projiziert er das Böse in sich auf andere Menschen und bekämpft es dort.

Der Mensch muß sich auf sich selbst besinnen. „Nur wer sich selbst entfaltet, bewirkt Gutes“ (Buddhistisches Sprichwort). Die Annahme seiner selbst verweist von vorn­herein über das eigene Ich hinaus auf das Du und das Wir. Es besteht ein Unterschied zwischen „Selbstverwirklichung“ und „Ich-Verwirklichung“ (Egotrip). Nur wer ein Selbst hat, kann selbst-los sein. Worte mit dem Präfix „Selbst“ reichen buchstäb­lich von A bis Z, von „Selbst-Achtung“ bis „Selbst-Zucht“. Erst nach einer gelungenen Selbstverwirklichung können wir die in der christlichen Spiritualität geforderte Selbstverleugnung leben.

Siehe auch Impuls vom 23. September 2018 – Bei sich zu Hause sein.