26.8.2021

Ich oder Nicht-Ich

Ich habe viel vom Buddhismus gelernt. Anfang der 1970er Jahre erlernte ich die Zen-Meditation. Im Zen und im Praktizieren der Zen-Meditation ist mir vieles zugewachsen, was ich im Theologiestudium nicht erfahren habe.

Der größte Unterschied zwischen Christentum und Buddhismus ist die Vorstellung über das Sterben. Wir Christen schauen nach unserem Tod Gott von Angesicht zu Angesicht (vgl. 1 Kor 13,12) und die Buddhisten gehen auf wie ein Salzmännchen im Wasser. Während der Westen bestrebt ist, ein gesundes Ich zu entwickeln, bemüht sich der Osten, das Ich aufzulösen.

Ich stelle mir vor, daß ich nicht ewig auf Gott schaue wie auf ein Gegenüber, aber auch nicht im Wasser in ein Nichts verschwinde. Da wir noch dem „Sowohl als auch“ ausgeliefert sind, sind wir unfähig, eine Verbindung von beidem zu erfahren, nämlich gleichzeitig ganz bei und in Gott zu sein und zugleich ganz bei uns. In der buddhistischen Meditationsübung des ZEN erlebe ich, welch große Freiheit es ist, ganz im HIER und JETZT zu sein.

Es ist ein großes Glück, diesen Zustand der Coincidentia oppositorum – des Zusammenfalls der Gegensätze wenigstens für einen Augenblick zu erreichen. Genau das habe ich persönlich im Zen gelernt und erlebe es in der Meditation.