
Impuls zum 28. Sonntag im Jahreskreis A (11.10.2020)
Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl
Schriftstellen:
Erste Lesung: Jer 25,6-10a
Zweite Lesung: Phil 4,12-14.19-20
Evangelium: Mt 22,1-14
Das Mahl ist in der Heiligen Schrift ein beliebtes Bild für das eschatologische Leben in der Ewigkeit. Sowohl im Himmel als auch in der Hölle ist der Tisch mit überlangen Bestecken gedeckt. Das Mahl im Himmel unterscheidet sich aber von demjenigen in der Hölle dadurch, daß die dort Anwesenden sich gegenseitig füttern, wozu die in der Hölle durch ihren Egoismus Blockierten nicht fähig sind.
Die langen Löffel
Ein Rabbi bat Gott einmal darum, den Himmel und die Hölle sehen zu dürfen. Gott erlaubt es ihm und gab ihn dem Propheten Elija als Führer mit. Elija führte den Rabbi zuerst in einem großen Raum, in dessen Mitte auf einem Feuer ein Topf mit einem köstlichen Gericht stand. Rundum saßen Leute mit langen Löffeln und schöpften alle aus dem Topf. Aber die Leute sahen blaß, mager und elend aus. Es herrschte eisige Stille. Denn die Stiele ihrer Löffel waren so lang, daß sie das herrliche Essen nicht in den Mund bringen konnten. Als die beiden Besucher wieder draußen waren, fragte der Rabbi den Propheten, welch ein seltsamer Ort das gewesen sei. Es war die Hölle.
Darauf führte Elija den Rabbi in einem zweiten Raum, der genauso aussah wie der erste. In der Mitte brannte ein Feuer und kochte ein köstliches Essen. Leute saßen herum mit langen Löffeln in der Hand. Aber die waren alle gut genährt, gesund und glücklich. Sie unterhielten sich angeregt. Sie versuchten nicht sich selbst zu füttern, sondern benutzten die langen Löffel, um sich gegenseitig zu essen zu geben. Der Raum war der Himmel. (Willibald Hoffsümmer * 1941)
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Im heutigen Evangelium wird deutlich, daß die Einladung zum Hochzeitsmahl keine Belanglosigkeit ist. Es handelt sich um die letzte Stunde, in der es sich nicht mehr lohnt, sich weiterhin mit Oberflächlichkeiten zu befassen. Ansonsten werden die Gäste von der Straße geholt.
Der Evangelist Matthäus ließ gegenüber dem Evangelisten Lukas (14,15-24) die jesuanische Urfassung des Gleichnisses nicht unverändert stehen, sondern setzte den Besitz eines hochzeitlichen Gewandes voraus. Aber woher sollen die Menschen von der Straße ein solches nehmen?
Die Menschen der Urkirche hofften bereits zu Lebzeiten auf das Ende der Welt und damit auf die Wiederkunft Christi, stellten aber enttäuscht fest, daß ihr Wunsch nicht in Erfüllung ging.