Impuls zum 3. Sonntag im Jahreskreis B – Das Reich Gottes ist nahe (24.1.2021)
Erste Lesung: Jona 3,1-5.10
Zweite Lesung: 1 Kor 7,20-31
Evangelium: Mk 1,14-20
Khalil Gibran (1883-1931):
Simon, genannt Petrus
Ich befand mich am Ufer des Sees von Galiläa, als ich Jesus, meinen Herrn und Meister, zum ersten Mal sah. Mein Bruder Andreas war bei mir, und wir hatten gerade unsere Netze ins Wasser geworfen. Die See war stürmisch, die Wellen schlugen hoch, und wir fingen nur wenige Fische. Und wir waren missmutig. Plötzlich stand Jesus vor uns, als ob Er dem Nichts entstiegen wäre; wir hatten Ihn nämlich nicht kommen sehen. Er rief uns bei unseren Namen und sagte: „Wenn ihr mir folgt, führe ich euch an eine Bucht, wo es von Fischen nur so wimmelt.“ Als ich in Sein Gesicht sah, ließ ich das Netz aus meinen Händen fallen, denn ein Feuer brannte in meinem Herzen, und ich erkannte Ihn. Mein Bruder Andreas sagte: „Wir kennen alle Buchten dieser Küste, und wir wissen auch, daß die Fische an einem stürmischen Tag wie diesem Tiefen aufsuchen, die tiefer reichen als unsere Netze.“
Jesus erwiderte: „Folgt mir an die Küste einer größeren See! Ich werde euch zu Menschenfischern machen, und eure Netze werden nie leer sein.“
Wir ließen unsere Boote und Netze liegen und folgten Ihm.
Ich wurde von einer unsichtbaren Macht angezogen, die von Ihm ausging. Fassungslos ging ich an Seiner Seite, während mein Bruder Andreas uns ebenso verwirrt und verwundert folgte.
Als wir auf dem Sand gingen, nahm ich meinen Mut zusammen und sagte zu Ihm: „Meister, mein Bruder und ich werden dir folgen; wo du hingehst, wollen wir hingehen. Wenn es dir aber gefällt, heute nacht in unser Haus zu kommen, so wäre dein Besuch eine große Ehre für uns. Unser Haus ist nicht groß, unsere Decke nicht hoch, und es wird auch nur ein frugales Mahl geben. Doch wenn du in unserer Hütte bist, wird sie uns wie ein Palast erscheinen. Und wenn du mit uns das Brot teilst, so werden die Prinzen des Landes uns um deine Gegenwart beneiden.“
Er erwiderte „Gut, heute abend werde ich euer Gast sein.“
Ich freute mich in meinem Herzen und ging schweigend an Seiner Seite, bis wir unser Haus erreichten. Als wir an der Schwelle unseres Hauses standen, sagte Jesus: „Friede diesem Haus und allen, die es bewohnen!“ Dann trat Er ein, und wir folgten Ihm.
(Aus: Jesus Menschensohn – Seine Worte und Taten berichtet von Menschen die Ihn kannten – Patmos-Verlag)