Impuls zum 4. Sonntag im Jahreskreis B – Du bist der Heilige Gottes (31.1.2021)

Erste Lesung: Dtn 18,15-20
Zweite Lesung: 1 Kor 7,32-35
Evangelium: Mk 1,21-28

Die heutige Perikope ist Bestandteil des ersten Abschnittes des Markusevangeliums. Dort zeichnet der Evangelist in wenigen Strichen ein Bild von der Einzigartigkeit und Bedeutung Jesu.

Die Leute staunen über das, was er sagt und tut. Wie wirkt das auf uns?

In der Schule fragte ein Schüler: „Warum zwängt man uns den Glauben auf?“ Christliche Erziehung erschöpft sich oft in der Wissensvermittlung, ohne eine Frage nach Gott, ohne Suchen und ohne Staunen. Ich muß etwas annehmen, ob ich will oder nicht, und das Angenommene soll wichtig sein.

Bevor in uns das Fragen nach Gott erwacht, wissen wir zum Beispiel, daß er dreifaltig ist; denn das haben wir so gelernt.

Im heutigen Evangelium spiegelt sich etwas vom ursprünglichen Fragen noch nicht glaubender Menschen nach diesem Jesus. Wer ist dieser Mensch? Die Menschen geraten ins Staunen. Er ist so ganz anders als die Schriftgelehrten, er treibt unreine Geister aus.

Dennoch tun sie sich schwer, in Jesus den verheißenen Messias zu erkennen, wie es der Besessene feststellt: „Du bist der Heilige Gottes!“ (Mk 1,24)

Unsere Glaubensverkündigung trifft vorwiegend den Verstand und nicht das Herz. Aber der Glaube umfaßt mehr, als der Verstand begreifen kann. Unsere Gottesdienste haben sich anstelle von Feiern immer mehr in Katechesen verwandelt, und entsprechend macht man den Gläubigen pausenlos ein schlechtes Gewissen. Wo bleibt der Raum für Gefühle und Emotionen, um den Alltag zu vergessen? Natürlich gehört auch das Glaubenswissen in den Gottesdienst, aber nicht vorrangig. Es muß Platz bleiben für das Staunen und das Versunkensein in das Geheimnis. Dies ermöglicht zum Beispiel die orthodoxe Liturgie in großem Maße.

All das läßt sich nicht machen und auch nicht wollen, aber wir sollten es zulassen, wenn wir es erfahren und nicht meinen, wir müßten beichten, unandächtig gewesen zu sein. Bemühen wir uns, Bedingungen zu schaffen, unter denen Staunen sich ereignen kann.

Überwinden wir die Tradition kirchlicher Angst- und Drohpädagogik und entdecken wir neu in Jesus den Gott der bedingungslosen Liebe.

Predigt in Billerbeck