Impuls zum 6. Sonntag der Osterzeit im Jahreskreis A (17.5.2020)

Abschiednehmen gehört zu den Grunderfahrungen des Lebens

Schriftstellen:
Erste Lesung: Apg 8,5-8.14-17
Zweite Lesung: 1 Petr 3,15-18
Evangelium: Joh 14,15-21

Wie viele Menschen tun sich schwer damit, Abschied zu nehmen! Entsprechend lange dauert oft die Beendigung eines Besuches oder eines Telefongespräches. Etliche „Floskeln“ werden noch nachgeschoben, bis man dann endlich weg ist. Nicht selten bleibt Einsamkeit zurück.

Das alles wußte auch Jesus. Deshalb bereitete er seine Jünger darauf vor und versprach ihnen als „Ersatz“ den Beistand seines Geistes.

Die Jünger könnten sagen: „Das nützt uns nicht viel!“ „Uns wäre lieber, wir könnten Jesus life erleben, so richtig zum Anfassen!“

Ich habe meine Zweifel, daß das hilfreich wäre. Meines Erachtens hilft lediglich der Glaube, wie es sich schon zu Jesu Lebzeiten gezeigt hat. Ich halte mehr vom Heiligen Geist!

Pfingsten war früher ein Fest, mit einem eigenen Festkreis, es steht aber in Verbindung zu Ostern, dem Fest an dem Jesus Christus in eine andere, unseren Sinnen nicht mehr zugängliche Welt eingetreten ist. Nur die Augen der Liebe und des Herzens konnten Jesus wahrnehmen, wie es bei Maria von Magdala und den Emmausjüngern der Fall war.

Unsere Sinne können nicht die ganze Wirklichkeit der Schöpfung erfassen. Wir sehen nur eine Oktav von Infrarot bis Ultraviolett. Manche Tiere sehen mehr. Mit einem gesunden Gehör vernehmen wir nur 10 Oktaven. Strahlungen nehmen wir überhaupt nicht wahr. Wie kann da jemand sagen, ich glaube nur an die Existenz dessen, was ich sehe, beziehungsweise mit meinen Sinnen wahrnehme.

Wir sprechen auch vom 6. Sinn oder von außersinnlichen Wahrnehmungen. Dazu gehört auch die Wirkung des Heiligen Geistes, den Jesus den Jüngern und uns versprochen hat.

Für mich hat dieser Geist Gottes viele Gestalten. Wie oft kann ich eine Eingebung orten: Mich streift ein Engel. Manchmal bin ich einfach Werkzeug: Nicht selten weisen mich Menschen oft noch nach Jahren auf Auswirkungen dessen hin, was ich ihnen einmal gesagt habe, ohne daß ich mich selbst noch daran erinnere.

Macht Euch keine Gedanken, der Geist wird es Euch eingeben (vgl. Lk 12,12)! Dies gilt nicht nur für Gerichtssituationen, sondern auch für das tägliche Leben.

Wenn es nicht funktioniert, dann deswegen, weil wir seine Gebote nicht gehalten haben. Das aber nicht in bezug auf naschen und unandächtig beten, sondern weil wir nicht in Jesu Liebe geblieben sind und es selbst besser wissen wollten. Oder anders ausgedrückt: Weil wir nicht den Weg gehen, den Gott uns zugedacht hat, weil unser Blick nicht klar, sondern von unserer Ichbezogenheit getrübt ist. Weil wir auf dem Egotrip sind, statt uns im echten Sinne selbst zu verwirklichen, nämlich das zu werden, was Gott sich für uns gedacht hat.

Heiliger Geist und Liebe gehören nicht von ungefähr zusammen, beiden ist die Farbe Rot zugewiesen.

Beten wir, wie es in der Apostelgeschichte heißt, um den Heiligen Geist, vielleicht konnte er noch nicht auf uns herabkommen, weil wir ihm noch nicht ermöglicht haben, bei uns zu „landen“.

Komm, Heiliger Geist, und entzünde in uns das Feuer Deiner Liebe!