Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag im Jahreskreis B – Geheimnis der Dreifaltigkeit (30.5.2021)
Schriftstellen:
Erste Lesung: Dtn 4,32-34.39-40
Zweite Lesung: Röm 8,14-17
Evangelium: Mt 28,16-20
Der Glaube an den dreifaltigen Gott könnte uns zur Dynamik unseres eigenen Lebens führen, zum Geheimnis unserer eigenen Spontaneität werden und uns unser Leben als einen unerschöpflichen Prozeß des Gebens und Nehmens, des Tragens und Getragenwerdens, kurzum des Lebens in Beziehung erfahren lassen.
Schon immer hat Gott mit seinem unergründlichen Wesen Dichter und Beter veranlaßt, ihre Stimme zu erheben.
Angelus Silesius (1624-1677):
„Die Lieb' ist unser Gott, es lebet all's durch Liebe: wie selig wär’ ein Mensch, der stets in ihr verbliebe.“
Rainer Maria Rilke (1875-1926):
„Doch wie ich mich auch in mich selber neige: Mein Gott ist dunkel wie ein Gewebe von hundert Wurzeln, welche schweigsam trinken.“
Gertrud von Le Fort (1876-1971):
„Großer Gott meines Lebens, ich will dir lobsingen an allen drei Ufern deines einigen Lichts! Ich will mit meinem Lied ins Meer deiner Herrlichkeit springen: unterjauchzen will ich in den Wogen deiner Kraft!“
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Im Christentum wird die Dreifaltigkeit in ganz unterschiedlicher Weise dargestellt, zum Beispiel durch drei Engel, drei Männer oder auch wie oben zwei Männer mit einer Frau.
Bei den Kelten wurden heilige Quellen in der Regel von weiblichen Gottheiten beherrscht, die gelegentlich in dreifacher Gestalt erscheinen. Die Triade hier stammt von der heiligen Quelle in Carrawburgh am Hadrianswall. Dort waltete die allmächtige Coventina. Die Göttin ist hier als eine Dreiheit von Wassernymphen dargestellt, die jeweils in der einen Hand einen Becher und in der anderen einen Krug halten, aus dem das heilige Wasser strömt.
Die drei Bethen, Steinrelief in der Nikolauskapelle in Worms (Foto: R. Uhrig)
In der Zeit des Matriarchats war „Gott“ Mutter als dreifaltige Göttin. Man nennt sie „Die drei Bethen“: Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Sie verkörpern die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter.
Maria als Stella maris (Stern des Meeres) rufen die Seefahrer um Hilfe an. Ihr entsprechen Poseidon und die Meerjungfrau.
Siehe auch Gedanken zu Lesefrüchten (8.6.2020) – Das Ewig-Weibliche – An der Schwelle vom Matriarchat zum Patriarchat.