
24.4.2019
In Zeit und Ewigkeit
Wir sprechen oft von der Zeit, als wäre sie unser Besitz: „Ich habe Zeit!“, „Ich habe keine Zeit!“, so wie wir Geld haben oder auch nicht. In dem Sprichwort „Zeit ist Geld!“ verbinden sich beide Aspekte. Nicht selten verhält es sich so, daß ein Mensch, obwohl er Geld selten entbehren muß, keine Zeit hat, und wer Zeit hat, gilt als Müßiggänger, er sollte eigentlich etwas Vernünftiges tun. Daher rührt die Meinung: „Wer zu einem Termin fünf Menschen einlädt, und diese sagen sofort zu, hat die falschen Personen eingeladen.“
Damit wir immer wissen, wieviel Zeit wir haben, gibt es überall Uhren. Wir sehen sie um uns und tragen sie an uns. Diese Uhren messen eine Zeit, die wie eine Maschine im gleichmäßigen Takt verläuft.
Wir Menschen aber sind keine Maschinen. Unter bestimmten Gesichtspunkten betrügt mich die Uhr und ist dann ein ungeeignetes Instrument zum Messen der Zeit. Schmerzliche Minuten können wie Stunden erscheinen, andererseits kennen wir die schnell verfliegende Zeit. Liebenden und Kindern vergeht die Zeit wie im Flug. Aber viele Menschen glauben dem technischen Instrument Uhr mehr als ihrer subjektiven Wahrnehmung. Wir sollten uns Oasen schaffen, in denen wir nicht von einer äußeren Uhr, sondern von uns selbst mit unserer inneren Uhr, unserem eigenen Rhythmus bestimmt werden, eine Zeit, in der wir den erfüllten Augenblick erleben können.
Während Gott im ewigen Jetzt lebt, leben wir Menschen in der Zeit. Für uns gibt es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, für Gott gibt es nur die Ewigkeit. Manche stellen sich die Ewigkeit als Fortsetzung der Zeit vor, aber das ist nicht richtig. Es handelt sich um ganz verschiedene Wirklichkeiten. Und doch gibt es eine Vergleichsmöglichkeit. Viele Menschen werden auf die Frage: „Wann sind wir der Ewigkeit am nächsten?“, antworten: „Im Tod!“ Aber dann schlösse sich die Ewigkeit an die Zeit an. Wir sind der Ewigkeit am nächsten in jedem einzelnen Augenblick. Im Leben eines jeden Menschen gibt es Momente, in denen er sich von der Ewigkeit angerührt fühlt. Das kann ein kluger Einfall sein oder das Staunen vor einer Blume. Diese Erfahrung machen wir immer dann, wenn wir das Ganze erahnen.
Ob wir uns Zeit lassen, uns solche Zeitoasen zu schaffen? Ich freue mich immer wieder auf einige Tage im Jahr, wo ich fast ohne Uhr lebe, ganz nach meinem persönlichen inneren Rhythmus.
Wie oft bin ich ganz im JETZT?