30.4.2019

Jeden gibt es nur einmal

Der überschaubare Bereich unseres Lebens liegt zwischen Empfängnis/Geburt einerseits und Sterben/Tod andererseits. Wir errechnen unser Alter vom Tag der Geburt an. Bei der Erstellung von Horoskopen sind auch die Stunde und die Minute der Geburt wichtig. Manche rechnen die Geburtszeit von der Durchtrennung der Nabelschnur, manche vom ersten Atemzug an, mit dem in der Regel der erste Schrei ver­bunden ist. Aber menschliches Leben beginnt schon mit der Empfängnis, mit der Verbindung von Samen und Eizelle.

Ein neugeborenes Kind ist kein unbeschriebenes Blatt, das sich erst im Laufe der familiären Sozialisation mit Text füllt, vielmehr werden die Erfahrungen im Mutterleib zu einer Art Orientierungskarte von der Welt.

Wir Christen sind überzeugt, daß etwas wie „ein Leben im ewigen Gedanken Gottes“ vor Empfängnis/Geburt existiert und daß nach dem Sterben/Tod etwas kommt, was wir „Ewiges Leben bei Gott“ nennen.

Wir sind nach dem Bilde Gottes erschaffen (Gen 1,26), und nach dem Tod werden wir dann ganz „im Bilde sein“. Wir kommen aus dem Gedanken Gottes und unser Ziel ist das Leben bei Gott.

Menschliches Leben insgesamt ist wie das Schwimmen im Ozean, wie das Erreichen einer Insel, wie das Wan­dern über diese Insel und wie das Wiedereintauchen in den Weltenozean. Dem irdischen Leben entspricht das Gehen über diese Insel. Dem Verbundensein mit dem Unendlichen entspringt der Wunsch, etwas Bleibendes zu schaffen, eine Fußspur auf dem Lebensweg zu hinterlassen, die nicht ganz verwischt wird. Oder anders ausgedrückt, es besteht das geheime Verlangen, im Text des Lebens als Fußnote zu über­dauern.

In dem Leben vor dem Tod sollten wir gefeit sein, die große Wahrheit des Todes zu vergessen. Es gilt, was der Biograph des heiligen Martin über diesen sagte: „Er fürchtete sich nicht zu sterben und weigerte sich nicht zu leben.“

Auf dem Weg des Lebens stolpert der Mensch, da er einem Mißverständnis erliegt: Statt b e i Gott zu sein, will er w i e Gott sein. Dieser Sündenfall beeinträchtigt seinen Weg; deshalb muß der Mensch sich Mühe geben, sein Ziel zu erreichen.

Was denke ich über meine Geburt und mein Sterben?

Siehe auch „Ich bin Ich".