
11.6.2022
Jeder Mensch hat seine eigene Zeit
Zeit ist eine Pause von der Ewigkeit. Darin hat jeder Mensch seine eigene Zeit. Sie ruht in ihm. In der kurzen Spanne seines Lebens bewegt er sich um diese in ihm ruhende Zeit und um die ruhende Zeit der Ewigkeit.
Die Zeit ist relativ und damit abhängig von der gewachsenen Struktur der jeweiligen Person. Für sie gibt es die Kalenderzeit und die biologische Lebenszeit, die linear gemessene Zeit und die „Seelenzeit“ des Augenblicks.
Der Mensch kann eine bedeutsame Lebenszeit haben, aber auch die schönsten Zeiten vergeuden. Mit Leben füllen läßt sich die Zeit durch Begegnungen mit ihm wichtigen Menschen. So erfährt er erlebte und gelebte Zeit.
Er kann aber auch jahrelang dahinträumen und seine Lebenszeit nicht wahrnehmen.
Minuten bleiben Minuten, aber das subjektive Zeitempfinden verändert sich. Die gelebte Zeit unterscheidet sich von der tatsächlichen Zeit.
„Wenn man mit dem Mädchen, das man liebt, zwei Stunden zusammensitzt, denkt man, es ist nur eine Minute; wenn man aber nur eine Minute auf einem heißen Ofen sitzt, denkt man, es sind zwei Stunden – das ist die Relativität.“ (Albert Einstein 1879-1955)
„Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.“ (Friedrich von Schiller 1759-1805)
Wir haben für alles Erdenkliche ein Sinnesorgan, aber keines für die Zeit.
Erlebte Zeit läuft nicht linear, sondern bewegt sich in vielen Dimensionen. Die Zeiträume von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehen ineinander über, sind eins. In der Gegenwart sind Vergangenheit und Zukunft enthalten. Vergangenheit ist nicht abgeschlossen, sondern hat für heute und jetzt Bedeutung, ebenso gilt das für die Zukunft mit unseren vielen Wünschen und Plänen. In der Meditation zum Beispiel machen einige Menschen visionäre Erfahrungen von vergangener und zukünftiger Zeit.
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„Das Leben in der Zeit bleibt sinnlos, wenn es seinen Sinn nicht von der Ewigkeit erhält.“ (Nikolai Berdjajew 1874-1948)
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In der Liebe spielt die Zeit keine Rolle. Jakob diente ein zweites Mal sieben Jahre, um Rachel zu bekommen, weil man ihm nach den ersten sieben Jahren Lea untergeschoben hatte. Auf Grund seiner Liebe, die er für Rachel empfand, erschienen ihm die sieben Jahre wie wenige Tage (vgl. Gen 29,20).
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Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten einige Erdteile ihre eigene Zeit. Die Uhr richtete sich nach dem Lauf der Sonne. Es war Mittag, wenn diese am Himmel ihren höchsten Punkt erreicht hatte. Da dieser Punkt aber beispielsweise in Breslau früher erreicht war als in Berlin oder München, hatte auch jede Stadt ihre eigene Zeit. So bildete jeder Ort eine Art geschlossenen Zeitraum.
Erst Eisenbahn und Telegraphie erforderten eine einheitliche Standardzeit in den einzelnen Ländern.
1884 erfolgte die Festlegung des Nullmeridians auf der Internationalen Meridian-Konferenz von Washington. Die einzelnen Zeitzonen wurden standardisiert und globalisiert.
Siehe auch Themenfeld „Zeit“.