
24.6.2021
Johannesschüssel im Dom zu Münster
Johannes der Täufer – Ein Zeuge des Lichtes
Wir feiern zur Sommersonnenwende das Geburtsfest Johannes des Täufers. Die Kirche begeht diesen Tag als Hochfest. Die Besonderheit dieses Heiligen zeigt sich vor allem darin, daß neben der Geburt Jesu nur noch das Geburtsfest der Gottesmutter Maria begangen wird. Aller anderen Heiligen gedenken wir an ihrem Todestag, dem Geburtsfest für das Ewige Leben.
Im Dom zu Münster befindet sich im Johannischor, dem südlichen Arm des Ostquerschiffes, ein Johannesaltar. Er zeigt unter anderen Szenen aus dem Leben des Heiligen die Taufe Jesu im Jordan.
Die große Johannesstatue am Pfeiler des Johannischores zeigt den Heiligen in einer durch einen leichten Mantel etwas verdeckten fellartigen Kleidung als „Rufer in der Wüste“. Sein Finger deutet auf das auf einem Buch liegende Lamm Gottes. Das Buch trägt die Inschrift „ECCE AGNUS DEI = Seht das Lamm Gottes“ (vgl. Joh. 1,29.36).
Im Hochaltar des Domes befand sich unter den silbernen Apostelfiguren zunächst auch Johannes der Täufer. Später bekam das Kunstwerk einen herausragenden Platz in der Domkammer. 2017 mußte man diese wegen der „maroden Klimatechnik“ schließen und die Schätze einlagern.
Johannes tauft Jesus, das Licht der Welt, und ist der Zeuge dieses Lichtes (vgl. Joh. 1,7f). Sichtbar wird das auch am Datum seines Festes, es ist am Höchststand der Sonne im Jahreslauf. Johannes‘ Lebensmotto lautet: „Er muß wachsen, ich muß kleiner werden!“ (Joh, 3,30) So verhält es sich auch mit dem Sonnenstand am Himmel, an ihrem Tiefstand wird das Licht der Welt geboren.
Vermutlich war es nicht immer leicht für Johannes, diese Aufgabe als Zeuge zu erfüllen; denn er hätte sich durchaus als der Messias ausgeben können (vgl. Joh. 1,19-28). Es entbehrt nicht einer gewissen Tragik, daß er am Ende seines Lebens zweifelt, ob er sich für den Richtigen eingesetzt hat. Er sitzt im Gefängnis, erfährt aber durch seine Jünger, wie Jesus lebt, was er sagt und wie er handelt. Johannes mag wie viele Juden von diesem Messias, der doch Israel wieder groß machen sollte, anderes erwartet haben. So läßt er seine Jünger Jesus fragen: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?“ (Mt 11,3)
Warum sollte nicht auch ein Heiliger zweifeln? Jesus tadelt ihn nicht, sondern antwortet ihm mit Worten des Propheten Jesaia, die Johannes gut kennt: „Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,5) Auf Grund dieser Botschaft hat Johannes vermutlich voll Vertrauen seine Enthauptung erlitten.