Judas
Judas gilt normalerweise als Verräter Jesu und Inbegriff des Bösen. Aber was waren seine Motive, Jesus auszuliefern?
Dieser Buchtitel zeigt einen anderen Judas.
Christoph Wrembek SJ
Judas, der Freund
Du, der du Judas trägst nach Hause, trage auch mich.
Verlag Neue Stadt: 2018
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Jesus werde seine Herrschaft mit Macht beanspruchen, war Judas‘ Vermutung. Deshalb brachte der Apostel Jesus in eine Situation, in der er dies beweisen sollte. Aber Jesus ließ sich gefangennehmen. Trotz Judas‘ Suizid hält der Autor ihn für gerettet. Dabei bezieht er sich auf das Kapitell in der Kathedrale Ste-Marie-Madeleine im burgundischen Vézelay. Dort trägt Jesus den erhängten Judas auf seinen Schultern in den Himmel.
Judas gilt auch als Jünger mit einer „heilvoll-tragischen Erwählung“. In Gottes Heilsplan existiert auch eine dämonische Seite. Judas hatte für Jesus eine besondere Bedeutung, er war Teil der prophetischen Aufgabe. Auch andere Propheten kamen in Jerusalem ums Leben. Jesus wußte, wer ihn verraten würde (vgl. Joh 6,64).
Beim letzten Abendmahl wird Judas sogar in gewisser Weise zum „Lieblingsjünger“ Jesu. Das Verwenden derselben Schüssel zeigt Jesu Verbundenheit und Freundschaft mit seinem Verräter (vgl. Joh 13,26).
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Die Menschen haben sich entsprechend ihrer Zeit unterschiedliche Vorstellungen von Judas gemacht. Leonardo da Vinci (1452-1519) zum Beispiel zeigt die Notwendigkeit des Bösen für das Gute, den Verrat als Vorbedingung für die Erlösung. Ohne Judas wäre das Christentum nicht entstanden.
Unter der Überschrift „Unser nützlichster Verräter“ und den einleitenden Zeilen „Damit Jesus zum Heiland werden kann, muss Judas ihn verraten. Porträt einer tragischen Figur“ zeichnete Sabine Rückert in DER ZEIT vom 31. März 2010 ein beeindruckendes Bild des Apostels Judas.
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In der Rockoper „Jesus Christ Superstar“ von Andrew Lloyd Webber (* 1948) macht Judas Gott in dem folgenden Lied den Vorwurf: „Gott, ich weiß nicht, warum Du mich für Dein Verbrechen ausgewählt hast, Du hast mich ermordet!“
Die Uraufführung der „Rockoper“ am 12. Oktober 1971 im Mark Hellinger Theater in New York City war ausverkauft. Am Broadway folgten 700 weitere Vorstellungen. Im Londoner Westend weit über 3000. In Deutschland hatte das Pop-Musical „Jesus Christ Superstar“ im Februar 1972 Premiere.
Trotz ihres geringen Tiefganges entwickelte sich die Rockoper im Laufe der Zeit zu einer fesselnden musikalischen Unterhaltungsshow.
Rom betrachtete dieses Phänomen sehr gelassen. Selbst der Papstsender spielte in den 1970er Jahren Songs aus der „Rockoper“.
Der Titel „The Last Supper“ – „Das letzte Abendmahl“ ist sogar in Nr. 188 ins Gotteslob aufgenommen.
Link zum Original aus der „Rockoper“ sowie zum Text und Chorgesang von Lied Nr. 188 aus dem Gotteslob
Siehe auch Judas Iskariot – gescheiterte Freundschaft.