
Karfreitag, 7. April 2023
Warum wurde Jesus gekreuzigt?
Man kreuzigte ihn, weil man ihn als einen Revolutionär ansah, der die Gesellschaftsordnung unterminierte. Er hat den Mißbrauch der Macht angeprangert. Wahrscheinlich würde er heute ebenso agieren; denn der sexuelle Mißbrauch auch in der Kirche beruht vor allem auf Machtmißbrauch. Um diese Gefahr zu verringern, bedarf es einer grundlegenden Umstrukturierung der Kirche.
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Im Laufe des Gewöhnlichen tritt das Ungewöhnliche ein, zum Beispiel beim Abschluß eines Werkes. Alles ist da: Das Ganze als Vollendetes, es ist gelungen. Solch ein Augenblick ist gegenüber dem gewöhnlichen Gang der Zeit völlig verwandelt und dann wieder eingeebnet in die gewöhnliche Zeit. Es bleibt die Hoffnung, daß sich durch das Höhenerlebnis der Alltag neu erschließt. Nun ist es geschafft! Es ist vollbracht! In der schmerzlichen Form erlebt Jesus das am Kreuz. Sein und unser Leben sind verändert.
Joseph Wittig (1879-1949) aus Schlesien, der für die Jugendbewegung der 1920er Jahre sehr wichtig war, wurde von der Kirche exkommuniziert. Ein gewagtes Wort von ihm war: „Viele Wege führen zu Gott, der kürzeste führt über die Sünde.“
In der Schrift aber steht: „Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war! Ich sage euch: Ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.“ (Lk 15,6f)
Das ist keine Aufforderung, zu sündigen, nachlässig zu werden oder sich nicht mehr um das Gute zu bemühen, sondern ein Appell, barmherzig mit uns selbst zu sein, wenn wir schwach geworden sind, und um Verzeihung zu bitten, wenn wir gesündigt haben.
Vielleicht wird das Bußsakrament kaum noch in Anspruch genommen, weil die Priester vor allem früher eher strenge Richter als gute Hirten waren. Man nennt sie nach wie vor Beichtväter, aber wo gleichen sie dem gütigen Vater des Evangeliums, der seinen verlorenen Sohn freudig aufnimmt (vgl. Lk 15,11-32)?
Die Menschen möchten mit ihrer Schuld angenommen werden und sie nicht verdrängen müssen.
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Das Schweißtuch der Veronika gehört zu den ältesten Ikonen in Rom. Seine Entstehungsgeschichte ist legendär; denn der Name Veronika findet sich expressis verbis weder in den Evangelien (vgl. Lk 23,27ff), noch in den früheren apokryphen Schriften und auch nicht in alten Heiligenkalendern. Die Hl. Veronika hat aber ihren festen Platz in allen Kreuzwegen. Dort reicht sie Jesus an der 6. Station ein Schweißtuch.
6. Station
Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
Ein Tuch verbindet
„Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt,
war er verachtet.“ (Jes 53,3)
Mühsam ist der Weg und schweißtreibend.
Wie hilfreich wäre eine Erfrischung.
Eine Frau zeigt Erbarmen,
Veronika, „das wahre Bild“.
Liebevoll reicht sie ihm ein Tuch.
Jesus,
einen Mann mit Waffen hätte man nicht zu dir gelassen,
aber eine Frau, waffenlos, mit einem Tuch in den Händen, wird geduldet.
Laß mich im Licht deines Antlitzes wandeln (vgl. Ps 89,16).