
26.3.2021
Karl Leisner und Billerbeck – Sterbeort des heiligen Ludgerus
Dort, wo heute in Billerbeck der Dom aus dem Jahr 1898 steht, starb der heilige Ludgerus (* um 742 in Utrecht/NL, † 26.3.809 Billerbeck), der Gründerbischof des Bistums Münster. Sein Grab befindet sich in Essen-Werden.
In der sogenannten Sterbekapelle im Billerbecker Dom zeigt ein Sandsteinrelief das Sterben des heiligen Ludgerus. Nach der Restaurierung eines alten Altarbildes aus der Vorgängerkirche mit dem gleichen Motiv war dieses 2013 in der großen Ausstellung „Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter“ in Paderborn nach über 120 Jahren zum ersten Mal wieder zu sehen.
Das Altarbild aus dem 17. Jahrhundert mit den Ausmaßen von 2,83 m x 2,08 m steht inzwischen unter Denkmalschutz und hängt jetzt im Billerbecker Dom.
Für den Niederrheiner Karl Leisner waren Billerbeck in Westfalen und der heilige Ludgerus weit entfernt. Auf einer Spielfahrt von Kleve nach Telgte machte er 1930 mit seiner Jugendgruppe Station in Billerbeck und spielte im damaligen Hotel Ahlers (heute Billerbecker Hof) Kaspertheater. Im Spielbericht erwähnt er aber weder etwas vom Dom noch vom hl. Ludgerus. Erst im Studium in Münster lernte er den Heiligen näher kennen.
Am Freitag, dem 15. Juni 1934, schrieb er in sein Tagebuch:
19.30 Uhr Betrachtungsvortrag über den heiligen Ludger, unsern ersten großen Bischof von Münster: 1.) Das große Vorbild ( Tod[1]) – 2.) Gebet für die Einheit der Diözese und 3.) ein guter Priester werden in seiner Diözese.
[1] Das Leben des hl. Bischofs Ludgerus:
Am Sonntag vor der Nacht, als er starb, predigte Ludger öffentlich zum Volk in seinen zwei Kirchen, die nicht weit voneinander entfernt waren. Aus ihm sprachen ein wunderbares Vertrauen in Gott und eine unaussprechliche Inbrunst. In der Frühe predigte Ludger in der Stadt Coesfeld, während sein Priester die Messe hielt. Gegen neun Uhr predigte Ludger in der Stadt (Billerbeck), dort zelebrierte er anschließend seine letzte Messe mit großer Frömmigkeit. Danach sandte Ludger seine Schäfchen davon: Er spornte sie an, immer gute Werke zu verrichten und vertraute sie dem Herrn an (Alfers, Joseph: Mit Liudger auf dem Lebensweg, Münster 2009: 57).
Sonntag, 17. Juni 1934
Heute sind 60 von uns nach [Essen-]Werden zum großen Ludgerijubiläum.[1] Wir andern haben nachmittags großen Ausgang. Fein!
[1] Seit dem 26.4.809 liegt der heilige Ludgerus in seinem Familienkloster in Essen-Werden begraben. Zunächst war er in Münster aufgebahrt, bis Karl der Große ein Machtwort sprach; denn Ludgerus hatte selbst angeordnet, wo er begraben werden wollte.
Die Zeitung Junge Front hatte für das Jubiläum folgendes Programm angekündigt:
9.00 Uhr gemeinsame Messe im Freien, 12.00 Uhr Prozession, 14.30 Uhr Kundgebung (Junge Front Nr. 24 vom 17.6.1934: 7).
Am 17.6.1934 wallfahrteten 20.000 Personen mit der KAB zum Ludgerusgrab nach Essen-Werden (s. Aretz, Jürgen: Katholische Arbeiterbewegung und Nationalsozialismus, Mainz 1978: 141).
Katholisches Kirchenblatt für das Bistum Hildesheim Nr. 25 vom 24.6.1934:
Bald nach dem Ende der Prozession fand auf dem Platze vor der Abteikirche die religiöse Arbeiterkundgebung statt.
Zum 1125. Todestag des heiligen Ludgerus am 15. April 1934 hielt Bischof Clemens August Graf von Galen in Billerbeck ein Pontifikalamt und nachmittags vor ca. 15.000 Menschen, die mit Sonderzügen gekommen waren, am Ludgerusbrunnen eine außerordentliche Predigt. Es war seine erste deutliche Attacke gegen den Nationalsozialismus. Eine Bronzeplatte am Boden des Ludgerusbrunnens erinnert daran:
Hier stand am 15.4.1934 Kardinal Clemens August von Galen und machte Front gegen das Dritte Reich.
O. Enker berichtete im Artikel „Die Ludger-Feier“ von einem Feuerbrand religiöser Erneuerung im Bistum Münster.[1]
[1] s. Junge Front 1934 – Nr. 25 vom 24.6. 1934: 8