
26.1.2023
Krankheit als Auftrag
Krankheit ist kein Zustand, sondern ein Chancen und Risiken bergender Prozeß. Nicht die Kausalität, das Warum, sondern die Finalität, das Wozu, ist der entscheidende Gesichtspunkt, um die Krankheit zu verstehen.
In der Schöpfung wird der christliche Glaube Gottes Werk, und dieser Glaube akzeptiert die Leiblichkeit des Menschen als eine gute Gabe. Krankheit fordert den Menschen heraus, umzudenken, sein Verhalten zu ändern und sich in bezug auf sein Leben neu zu orientieren.
Viele Menschen empfinden Krankheit als eine Störung ihres gewohnten Erlebens von Produktion und Konsum. Vor allem an einer chronischen Erkrankung Leidende gelten auf Grund der hohen Kosten, die diese verursacht, nicht selten als Außenseiter der Gesellschaft.
Was aber ist Krankheit? Von außen betrachtet, lassen sich Krankheiten von Verletzungen bis zu Psychosen unterscheiden, wohingegen die Innenansicht ein völlig anderes Bild wiedergibt. Das unterschiedliche Empfinden von Schmerz läßt sich nicht objektiv feststellen; denn Schmerz ist in erster Linie ein psychologisches Phänomen.
Es ist wichtig, sich über den Sinn der Krankheit Gedanken zu machen. Dann kann Kranksein ein Leben auch bereichern. Das Erleben des eigenen Krankseins erfolgt in verschiedenen Stadien. Manche Menschen ignorieren die ihnen durch die Krankheit gesetzten Grenzen, nehmen sie nicht ernst und leben so weiter wie bisher. Oft folgt dann die Strafe auf dem Fuß. Es gilt, die Krankheit als persönliche Aufgabe anzunehmen.
Es gibt aber auch den Hypochonder, der Lust am Kranksein verspürt; denn er bewertet leichte Beschwerden maßlos über und hat die völlig unbegründete Vorstellung, sehr krank zu sein. Oft ist Hypochondrie aber auch eine Reaktion auf unbewältigte Konflikte.
Wenn wir eine Krankheit bewußt annehmen, stehen wir zu unserer eigenen Begrenztheit und unseren Schwächen. Dabei kann der Tod seine Schrecken verlieren.