Leben aus dem Heiligen Geist
Der dem Getauften und Gefirmten innewohnende Heilige Geist (vgl. 1 Kor 6,19) ist die innerste Mitte des Menschen, die „Seele seiner Seele“. Mit ihm hat der Mensch eine „Quasi-Identität“. „Geistliches (spirituelles) Leben“ ist letztlich das Sichentfalten des Geistes Gottes in alle Lebensäußerungen hinein. „Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind die wahren Söhne Gottes.“ (Röm 8,14)
Von den drei großen Festen Weihnachten, Ostern und Pfingsten wird letzteres sehr vernachläßigt. Das zeigt sich allein schon darin, daß es im familiären Brauchtum nicht mehr verwurzelt ist.
Seinen Gegenstand, den heiligen Geist, kann man sich nicht vorstellen. Man hilft sich mit dem Bild einer Taube, wobei man sagen müßte: „Wie das Schweben einer Taube“, was Matthias Grünewald (1470-1528) am Isenheimer Altar so eindrucksvoll dargestellt hat.
Vielleicht wird gerade in dem Geist von Pfingsten offenbar, daß die Zeit einer rationalistisch vorgestellten Glaubenswelt dem Ende zugeht und sich ein neues Bewußtsein Bahn bricht, in dem die objektive Vorstellung an Gültigkeit verliert.
Das Göttliche ist mit unseren Begriffen nicht zu erfassen. Wir können es nur erfahren. Die Juden feierten das Laubhüttenfest, den Vorläufer von Pfingsten, in Hütten, durch deren nur aus Zweigen geflochtenes und somit offenes Dach der Himmel sichtbar blieb.
Möge Pfingsten uns erfahrbar machen für das Geheimnis Gottes.