LEBEN und TOD
Da wir Menschen mit der Zeit leben, sind wir geneigt, uns eher in der Vergangenheit und der Zukunft zu bewegen als in der Gegenwart, im JETZT. Je nach Veranlagung vergolden wir die Vergangenheit und haben immer neue Prophezeiungen für das Ende der Menschheit, oder es verhält sich genau umgekehrt.
Ich habe manchmal den Eindruck, wir haben mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod. Oft bleibt im Sterben noch viel ungelebtes Leben zurück, von dem wir Abschied nehmen müssen. Manche Menschen sterben mit 17 Jahren und werden mit 70 Jahren endlich beerdigt. Dazwischen befindet sich ungelebtes Leben.
Es heißt zwar, uns drohe der Tod. Aber das stimmt nicht; denn uns stehen das Leben und die Auferstehung bevor. In Jesu Auferstehung ist unsere Auferstehung grundgelegt. Wir gehen also nicht dem Tod entgegen, sondern dem Leben in seiner ganzen Fülle. Wer mich tötet, kann mir dennoch nicht das Leben nehmen.
Nur Schleier halten uns im irdischen Leben von der Erfahrung des Ewigen Lebens ab. Nach meiner Vorstellung fallen im Sterben die Schleier. Ist die Geburt möglicherweise eine Beerdigung des irdischen Leibes ins Grab und unser Sterben eine Geburt ins Ewige Leben im verklärten Leib? Wir müssen achtgeben, daß uns der Tod lebendig findet und das Leben nicht tot. Der Tod ist die uns zugewandte Seite der Auferstehung.
In Gott leben wir seit Ewigkeit; denn wir befinden uns bereits im Leben, ehe wir fähig sind, über dieses Leben nachzudenken.
Gib acht, daß dich der Tod nicht lebendig findet und das Leben nicht tot.