22.1.2019

Lichtfeste

In Münster feiert man am 17. September das Lambertusfest mit Gesängen und Kreisspielen um eine mit Laternen geschmückte Pyramide. Eine Deutung für die Entstehung dieses Brauches ist die Tatsache, daß man wegen der tief stehenden Sonne in den frühen Abendstunden der beginnenden Herbsttage ohne Kerzenlicht nicht mehr arbeiten konnte. So beging man festlich das erste Entzünden der Kerzen, die fortan das nötige Licht lieferten.

Es folgen weitere Lichterfeste: Zu Allerheiligen und Allerseelen stellen wir Lichter auf die Gräber der Toten als Zeichen für das EWIGE LICHT, das ihnen leuchten möge. Zu St. Martin ziehen Kinder mit Lichterfackeln durch die Straßen der Städte und Dörfer. Am 2. Dezember feiern wir das Fest der heiligen Lucia. In Schweden wird an diesem Tag eine Luzienbraut gewählt, die, mit einer Lichterkrone bekränzt und von Sternträgern begleitet, Gaben verteilt. In der Frühe der Adventstage feiern die Katholiken Roratemessen, in denen der Kirchenraum allein durch das Licht der Kerzen, die die Gläubigen bei sich tragen, erleuchtet wird.

Alles drängt auf den Tag hin, an dem der Weihnachtsbaum, ursprünglich kein christliches Symbol, im vollen Lichterglanz erstrahlt, und die Menschen sich freuen über die Geburt des Gottessohnes, die unbesiegbare Sonne der Gerechtigkeit, der möchte, daß auch wir ein Licht für die Welt werden.

Am 2. Februar, 40 Tage nach Jesu Geburt, feiern wir „Mariä Lichtmeß“, wie dieses Fest noch im Volksmund genannt wird. „Darstellung des Herrn“ heißt es seit der Liturgiereform. Dadurch wird deutlich, daß es kein Marien­- sondern ein Herrenfest ist. Beliebt ist dieses Fest wegen der Kerzenweihe und der Kerzenprozession. Letztere ist in der römischen Liturgie seit dem 7. Jahrhundert bezeugt. Sie erinnert an Jesu Darstellung im Tempel. Er begegnete dort dem Volk Israel in der Person des greisen Simeon, der ihn als „das wahre Licht der Welt“ begrüßte. Bei der Prozession wird der Lobgesang des Simeon „Ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel“ aus dem Tagesevangelium gesungen. In meiner Heimatstadt Kleve machte vor vielen Jahren ein Kaplan den Vorschlag, die Gläubigen möchten zu diesem Fest Kerzen opfern, die an diesem Tag gesegnet würden und dann während des Jahres als Altarkerzen bei der heiligen Messe dienen sollten. Ein schöner Gedanke. Wie sinnvoll ist es, wenn bei der heiligen Messe als Zeichen meiner Opferbereitschaft, eine von mir gestiftete Kerze auf dem Altar Licht spendet, indem sie sich verzehrt.

Bei Lichterprozessionen werden nicht nur Lichter mitgetragen, sondern sie sind geistiger und symbolischer Mittelpunkt der Feier. Dieses liturgische „Spiel“ steht gewissermaßen unter dem Motto „Christus ist das Licht; wir sind Licht im Herrn“.

Die ehrwürdigste Lichterprozession ist der Zug zur Osternachtsfeier mit der Osterkerze, an der alle anderen Kerzen entzündet werden.

Wenn wir in der Kirche vor einem Kreuz, vor einer Marien- oder einer Heiligendarstellung eine Kerze entzünden, dann bringen wir damit zum Ausdruck, daß wir hier beten möchten, aber nicht genügend Zeit haben, lange zu verweilen. Die Kerze soll uns vertreten.

An welche Lichtfeste aus unserer Kindheit erinnern wir uns?