3.6.2023

Machen Kleider Leute?

Die französische Philosophin und Mystikerin Simone Weil (1909-1943) formulierte: „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige geht nackt.“

Vermutlich denken viele direkt an die Geschichte von David und Goliath: „Und Saul zog David seine Rüstung an; er setzte ihm einen bronzenen Helm auf den Kopf und legte ihm seinen Panzer an und über der Rüstung hängte er ihm sein Schwert um. David versuchte zu gehen, aber er war es nicht gewohnt. Darum sagte er zu Saul: Ich kann in diesen Sachen nicht gehen, ich bin nicht daran gewöhnt. Und er legte sie wieder ab, nahm seinen Stock in die Hand, suchte sich fünf glatte Steine aus dem Bach und legte sie in die Hirtentasche, die er bei sich hatte, in den Vorratsbeutel. Die Schleuder in der Hand, ging er auf den Philister zu. Der Philister kam immer näher an David heran; sein Schildträger schritt vor ihm her. Als der Philister aufblickte und David sah, verachtete er ihn, denn er war jung, rötlich und von schöner Gestalt. Der Philister sagte zu David: Bin ich denn ein Hund, daß du mit einem Stock zu mir kommst? Und er verfluchte David bei seinen Göttern. Er rief David zu: Komm nur her zu mir, ich werde dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren geben. David antwortete dem Philister: Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des HERRN der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast.“ (1 Sam 17, 38-45)

Im Brief an die Epheser lesen wir: „Zieht an die Waffenrüstung Gottes, um den listigen Anschlägen des Teufels zu widerstehen! Denn wir haben nicht gegen Menschen aus Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen Mächte und Gewalten, gegen die Weltherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den himmlischen Bereichen. Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt!“ (Eph 6,11-13)

Durch die Taufe sind wir zwar gerettet, dennoch sind die teuflischen Mächte nicht endgültig besiegt. Da wir aber die „Waffenrüstung“ von Gott empfangen haben, sind wir diesen übermenschlichen Feinden nicht schutzlos ausgeliefert.

Dazu finden sich religionsgeschichtliche Parallelen beim Propheten Jesaja und im Buch der Weisheit.

„Er legte die Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm des Heils auf. Er legte die Kleider der Vergeltung an und umhüllte sich mit leidenschaftlichem Eifer wie mit einem Mantel.“ (Jes 59,17)

„Er rüstet sich mit seinem Eifer und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde abwehrt. Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an und als Helm setzt er unbestechliches Gericht auf. Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren.“ (Weish 5,17-20)

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In der griechischen Antike war das Bild des Mannes der Krieger. Der griechische Mann lebte vorwiegend als Streiter und Kämpfer. Die Geschichtsschreibung beruhte besonders auf Darstellungen von Kriegen. Frieden betrachtete man als länger andauernden Waffenstillstand.

Bis zum Ersten Weltkrieg findet sich auch bei uns Ähnliches. Wer nicht Soldat werden konnte, galt nicht als Mann. Bei der Heirat trug der Mann eine Uniform.