
12.5.2019
Maria 2.0
An die Frauen
Durch Ihren Streik werden Sie nur dann etwas erreichen, wenn die Männer von ihrer Machtposition herunterkommen, sei es in der Politik und Wirtschaft, sei es in der Kirche.
Warum haben denn die Frauen im Vatikan ihren Posten wieder aufgegeben? Weil die Männer sie nur als Alibifrauen benutzt haben, ohne sie an ihrer Macht teilhaben zu lassen.
Weder Mann noch Frau können für sich allein beanspruchen, das ganze Menschsein zu verkörpern; denn sowohl das weibliche als auch das männliche Wesen trägt etwas vom jeweils anderen in sich, was wir anima und animus nennen. Die Integration des jeweils anderen in die eigene Person läßt die Frau beziehungsweise den Mann zu einer reifen Persönlichkeit heranwachsen.
Im Patriarchat drängt sich trotz aller Bemühungen immer noch das Männliche in den Vordergrund, und das Weibliche muß zurückstehen. Die Synthese wäre das Integrat von Weiblich und Männlich, wie es bereits der berühmte Kulturphilosoph Jean Gebser (1905-1973) gesehen hat.
Auch der sexuelle Mißbrauch ist im Grunde ein Machtproblem.
Es geht um ein neues, wiederbelebtes, natürliches Gleichgewicht von Yin und Yang. Mit dem Wandel des Weiblichen ist daher nicht jener extreme Feminismus angesprochen, der zurück ins Matriarchat zu führen sucht. Der Auftrag, der an die Frau ergeht, ihre Kraft zu leben, soll nicht zu Opposition führen, sondern in Kooperation einmünden. Alles andere wäre nur eine Wiederholung der Vergangenheit. Heute bahnt sich eine neue Ebene der Partnerschaft zwischen innerer und äußerer Wirklichkeit, zwischen Mann und Frau an. Aber das Bild dieser Partnerschaft zwischen den Geschlechtern ist auch nicht das Gesicht der Androgynität, der Gleichschaltung. Es geht bei aller Begegnung und Vereinigung auch um ein vertieftes Bewußtwerden der fundamentalen Polarität, die sich in Mann und Frau spiegeln.
Ich hoffe, daß Ihre Aktion zumindest einen kleinen Fort-Schritt auf dem Weg, die Macht der Männer zu brechen, bewirkt!!!