
28.2.2022
Masken nicht nur an Karneval 2
Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist der tiefste und geheimnisvollste Ursinn des gesamten Maskenwesens. Es ist nicht klar, ob die Tiermaske oder die Totenmaske älter ist. Die Tiermaske könnte einen totemischen Vorfahren des Menschen darstellen. Die Totemmaske erhält das Gesicht des verehrten Ahnen, sie schützt sein Totenantlitz auf dem Weg in die Ewigkeit und verhüllt es sogleich. Sie ist ein Ruf an die Seele und zugleich deren Bannung. Die Totenmaske erhält auch das Gesicht des toten Feindes als Kopftrophäe. Sie überträgt wie bei der Ahnenmaske die psychische Kraft des Toten auf die Lebenden.
Wenn der Priester mit der Maske auftritt, erscheint er an der Stelle eines Gottes. Legt er zum Beispiel die Maske eines Widders oder Stieres auf sein Gesicht, so ist er die Vergegenwärtigung dieses Gottes, und die Menschen erschrecken vor der strahlenden Gegenwart des Gottes in der Maske.
Der Umgang mit der Maske bekommt bei Mose einen neuen Sinn; denn er legt im Gespräch mit Gott die Maske ab. Aber damit die Menschen sich ihm nähern konnten, legte er eine Maske vors Gesicht. Die Menschen hatten die Vorstellung, er habe Hörner getragen. Mose aber wollte lediglich den Glanz Gottes auf seinem Gesicht verbergen; denn das Volk sollte dem Mittler zwischen Gott und den Menschen ohne Angst gegenübertreten. Ist der Mensch nicht selbst das Bild, in dem Gott erscheint?
Für den Schamanen kann in der Maske der Hilfsgeist in Erscheinung treten, den er sich erworben hat und zur Wirksamkeit bringt, indem er ihn darstellt. Diese Hilfsgeister sind keine Ahnengeister. In Ceylon stellen die Masken Krankheitsdämonen dar. Diese zu vertreten heißt, die Krankheit zu heilen.
Maskentänze bewirken einen psychosomatischen Vorgang, insofern ist die Maske sowohl der krankmachende Geist als auch die diesen Geist vertreibende Kraft.
In den Alpenländern Europas stellen die Masken Teufel und Waldgeister dar, die im Frühjahr oder zum Jahreswechsel vertrieben werden sollen.